Predigttext am Erntedankfest: Jesaja 58,7–12
Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: „Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen können.“
VonJoachim Koppehl
In meiner Lutherbibel ist der Text aus Jesaja 58 überschrieben: Falsches und echtes Fasten. Welches Gremium diesen Text zum Erntedankfest ausgesucht und für die Predigt empfohlen hat, ist für mich schwer nachvollziehbar. Ich habe wunderbare Erinnerungen an Gottesdienste zum Erntedankfest in den ersten 20 Jahren meines kirchlichen Dienstes. Ich denke, man kann das ganze Jahr über falsches und echtes Fasten nachdenken, aber nicht zu Weihnachten und nicht zum Erntedankfest. So will ich versuchen, mich ansprechende Bilder aus einem uralten Text mit den Erfahrungen erlebter Gottesdienste zu verbinden, damit der Garten deines und meines Lebens schön bewässert wird. Dieser Predigttext ist ein persönliches Gespräch mit einem Du. Wer spricht mit wem und wer hört zu? Ich habe noch erlebt, wie meine Konfirmanden zum Erntedankfest Gehöfte, Häuser, Freunde und besondere Personen aufsuchten und Gaben für den Gottesdienst in die Kirche brachten. Es kamen Frauen und auch Männer am Samstag in die Kirche und brachten Obst, Kartoffeln, Kohl, Blumen, Eier, Schinken, Brot, Weintrauben, um den Altarraum zu schmücken. Alle Gaben gingen in ein kirchliches Altersheim und in ein Kinderheim. Im Gottesdienst gab es beim Altarumgang eine reichliche Kollekte. Die Gemeindeglieder waren fröhlich und dankbar.
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