Universitätsleitungen beklagen Nullrunde und reale Kürzungen
Die Rektorinnen und Rektoren der neun Landesuniversitäten in Baden-Württemberg befürchten in den kommenden Jahren erheblich sinkende Mittel. Sie solidarisierten sich deshalb mit den Studentenprotesten am 13. und 15. November, teilte die Universität Konstanz am Montag mit. Es gehe um die Grundfinanzierung für die Jahre 2026 bis 2030, die sogenannte Hochschulfinanzierungsvereinbarung (HoFV III). Die Entwicklungen könnten die Universitäten zu harten Einschnitten zwingen – mit negativen Auswirkungen für die Ausbildung von Fachkräften, die Innovationsfähigkeit, den Wohlstand und die Zukunftsfähigkeit des Landes.
Aktuell verhandelt das Land Baden-Württemberg seinen Haushalt und damit auch die Eckpunkte der künftigen Hochschulfinanzierung. Die finanziellen Auswirkungen offenbarten sich erst beim Blick in die Detailregelungen, sagt der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Universitäten in Baden-Württemberg, Michael Weber. Bereits im Jahr 2026 wolle das Land bei den Hochschulen rund 91 Millionen Euro als sogenannte „Globale Minderausgabe” einsparen. “Das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst setzt diese Einsparung als Nullrunde für die Universitäten um„, sagt Weber, der auch Präsident der Universität Ulm ist. “Intern können wir dies nur durch Kürzungen im siebenstelligen Bereich umsetzen.” Auch in den Folgejahren seien weitere Kürzungen nicht ausdrücklich ausgeschlossen.
Vordergründig spreche die Vereinbarung zwar von einer Budgetsteigerung von 3,5 Prozent, ergänzt die Stellvertretende Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Karla Pollmann. Tatsächlich werde diese aber durch gestiegene Personalkosten, Inflation und höhere Energiekosten aufgezehrt. Die Universitäten stünden mit der geplanten Vereinbarung deutlich schlechter da als mit der laufenden. Dies könnten die Universitätsleitungen nur durch den Rotstift ausgleichen.
Laut Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen, macht sich jeder Euro, den das Land in seine Universitäten investiert, fünffach bezahlt. Dies zeige eine aktuelle Studie der Universität München: Demnach erzielten die Universitäten Baden-Württembergs bei einem Landesnettomitteleinsatz von rund 1,6 Milliarden Euro eine Wertschöpfung von rund 7,8 Milliarden Euro.
Der aktuelle Entwurf für die künftige Hochschulfinanzierung umfasse noch nicht einmal den Inflationsausgleich, sagt Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz. „Wir sind überzeugt, dass in Baden-Württemberg mehr machbar ist.“ Die Universitätsleitungen wünschen sich Planungssicherheit über die Gesamtdauer von HOFV III, die Dynamisierung der Grundmittel um sechs Prozent sowie den Ausgleich von Belastungen durch höhere Energie- und Personalkosten. (2527/11.11.2024)