Uniklinik Tübingen will Spätfolgen von Kinder-Intensivmedizin lindern
Um Langzeitfolgen nach einer intensivmedizinischen Behandlung bei Kindern zu verringern oder ganz zu vermeiden, erprobt das Universitätsklinikum Tübingen eine neue Versorgungsform. Dabei würden die Kinder nach Möglichkeit nicht – wie es aktuell oft Standard ist – in ein künstliches Koma versetzt, sondern blieben weitgehend wach, teilte das Universitätsklinikum am Montag mit. Gemeinsam mit ihren Eltern würden sie psychologisch begleitet, individuell betreut und erhielten eine intensive Physiotherapie.
Eine Studie soll nun untersuchen, inwiefern dadurch Langzeitfolgen, das sogenannte „Post Intensive Care Syndrom“, verhindert werden können. Allein in Deutschland werden den Angaben zufolge jedes Jahr rund 38.000 Kinder intensivmedizinisch behandelt. Dazu würden sie oft vorübergehend in ein künstliches Koma versetzt. Mehr als die Hälfte der Kinder leide langfristig an den Folgen. Dazu gehörten körperliche, kognitive und psychische Symptome wie verminderte Belastbarkeit, Muskelschwäche und posttraumatische Belastungsstörungen.
Für die Studie werden laut Mitteilung 1.650 kritisch kranke Kinder an vier Universitätskliniken in zwei Gruppen untersucht. Das Projekt wird mit 9,6 Millionen Euro gefördert. In dreieinhalb Jahren soll der Nutzen des Konzepts überprüft werden. (2355/02.10.2023)