Unicef: Schulkindern im Gazastreifen wird Bildung verwehrt
Kein Schulabschluss, keine Freunde, keine Sicherheit, kein Zufluchtsort, keine tägliche Routine: All das bleibt Kindern im Gazastreifen verwehrt, die seit einem Jahr keine Schule mehr besuchen können.
45.000 sechsjährigen Kindern wird nach Unicef-Angaben im Gazastreifen das Recht auf Bildung verwehrt. Wie das Kinderhilfswerk der UN am Dienstag in Köln mitteilte, können diese Kinder nicht eingeschult werden. Stattdessen sei die große Mehrheit von ihnen aus ihrem Zuhause vertrieben worden und kämpfe täglich um ihr Überleben.
Unicef berichtet, im Gazastreifen könne kein Unterricht mehr stattfinden. Zusätzlich zu den Kindern im Erstklässler-Alter hätten bereits im vergangenen Jahr 625.000 weitere Jungen und Mädchen nicht zur Schule gehen können. Denn seit Oktober 2023 seien alle Schulen im Gazastreifen geschlossen. Mindestens 84 Prozent der Gebäude müssen laut Kinderhilfswerk vollständig wiederaufgebaut oder erheblich saniert werden, bevor der Schulbetrieb wiederaufgenommen werden kann. Den Jungen und Mädchen drohe nun ein zweites Jahr ohne Bildung.
“Die Kinder im Gazastreifen haben ihr Zuhause, ihre Angehörigen, ihre Freundinnen und Freunde, ihre Sicherheit und ihre Routinen verloren”, sagte Adele Khodr, UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika. “Und sie haben die Zufluchtsorte und die Förderung verloren, die ihnen die Schule bietet. Ihre vielversprechende Zukunft droht durch diesen schrecklichen Konflikt verdunkelt zu werden.”
39.000 junge Menschen im Gazastreifen haben nach Angaben des Hilfswerks ihr letztes Schuljahr verpasst – und so ihren Schulabschluss nicht machen können. Die Lernunterbrechung führt laut Unicef zu Unsicherheit und Ängsten. Ohne Schulbildung seien junge Menschen einem erhöhten Risiko von Ausbeutung, Kinderarbeit, einer frühen Verheiratung und anderen Formen des Missbrauchs ausgesetzt. Bei jüngeren Kindern gefährde der fehlende Schulbesuch ihre kognitive, soziale und emotionale Entwicklung.
Das Kinderhilfswerk mahnt an, auch im Westjordanland seien Schulkinder von Einschränkungen betroffen. Im vergangenen Jahr seien jeden Tag zwischen 8 und 20 Prozent der Schulen im Westjordanland geschlossen gewesen. Viele Kinder gehen laut Unicef außerdem aus Angst vor Gewalt oder aufgrund der Bewegungseinschränkungen nicht zur Schule. Denn im Westjordanland einschließlich Ostjerusalem habe es 69 Angriffe auf Schulen und 2.354 Vorfälle gegeben, die Schulen, Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal in oder in der Nähe von Schulen betrafen.