Das Kinderhilfswerk Unicef sieht einen Höchststand bei schweren Kinderrechtsverletzungen in Kriegs- und Krisengebieten. Im vergangenen Jahr seien durch die Vereinten Nationen 41.370 schwere Kinderrechtsverletzungen verifiziert worden – so viele wie noch nie, erklärte Christian Schneider von Unicef Deutschland zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August. Konfliktparteien würden immer häufiger den besonderen Schutz von Kindern als eine der wichtigsten Grundregeln des Krieges missachten. Zunehmend gerieten auch humanitäre Teams bei ihrem Einsatz für Kinder „ins Kreuzfeuer“. Das humanitäre System stehe unter Druck. Weltweite Kürzungen bei den internationalen Hilfsgeldern verschärften die Lage zusätzlich.
Im Gazastreifen seien die Schwellenwerte bei zwei von drei Indikatoren, die auf eine Hungersnot hindeuten, bereits teilweise überschritten, hieß es. Bereits im Juli hatte Unicef darauf verwiesen, dass laut IPC-Klassifizierung (Integrated Food Security Phase Classification) die Indikatoren für Lebensmittelverbrauch und Ernährung den schlechtesten Stand seit Beginn des Konflikts erreicht hätten. Mehr als 320.000 Kinder – und somit alle Kinder unter fünf Jahren im Gazastreifen – seien von akuter Mangelernährung bedroht, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen.
Zudem seien mehr als 500 humanitäre Helfer seit Oktober 2023 – also seit dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten und dem vom israelischen Militär geführten Krieg gegen Palästinenser – getötet worden. Der Unicef-Nothilfeaufruf für Kinder im Gaza-Streifen sei jedoch nur zu einem Drittel finanziert.
Im Sudan weite sich die Hungersnot weiter aus, hieß es. In keinem anderen Land der Welt hätten so viele Kinder ihr Zuhause verloren. Neben fast täglichen Berichten über getötete oder verletzte Kinder greife Cholera um sich. Allein in Tawila im Norden Darfurs seien bis Anfang August 1.180 Fälle gemeldet worden. In der Region Darfur habe sich die Zahl der lebensbedrohlich mangelernährten Kinder in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Auch im Sudan seien mehr als 60 Prozent der humanitären Finanzierungsbedarfe von Unicef für das laufende Jahr noch nicht gedeckt.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden zudem rund 2.800 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt, wie Unicef Deutschland erklärte. Rund 1,2 Millionen Schulkinder – etwa 35 Prozent – lernten ausschließlich online oder im Rahmen eines Hybridkonzepts aus Präsenz- und Online-Unterricht. Fast jedes zweite Kind habe keinen Zugang zu einem Ort zum Spielen, weder zu Hause noch anderswo. In der Ukraine sei der Unicef-Nothilfeaufruf nur zu 62 Prozent finanziert.