Im Kriegsland Sudan verkündet die Armee Erfolge im Kampf gegen die Paramilitärs und die Rückeroberung der Hauptstadt Khartum. Doch der Krieg ist allgegenwärtig. Vor allem Kinder leiden unter Angriffen.
Im Bürgerkriegsland Sudan werden laut dem Kinderhilfswerk Unicef zunehmend Kinder getötet und verletzt. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sei die Zahl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent angestiegen, teilte die UN-Behörde am Donnerstag mit.
Besonders betroffen ist demnach die Region Darfur im Westen des Landes. Allein in Nord-Darfur wurden 110 schwere Kinderrechtsverletzungen nachgewiesen. So seien seit Jahresbeginn in der Stadt Al-Faschir mehr als 70 Kinder getötet oder verstümmelt worden. 16 Prozent der Fälle wurden laut Unicef im Vertriebenen-Camp Zamzam dokumentiert, das seit Anfang 2025 intensivem Beschuss und Luftangriffen ausgesetzt ist.
In Al-Faschir und der Umgebung kämpften Kinder jeden Tag ums Überleben und seien ständig vom Tod bedroht, sagte Sheldon Yett, Leiter der Unicef-Hilfe im Sudan. “Schätzungsweise 825.000 Kinder sind in und rund um Al-Faschir in einer zunehmend eskalierenden Katastrophe gefangen.” Die tatsächliche Zahl sei mutmaßlich weitaus höher, so Yett weiter.
Bedrohungen gingen von Kriegshandlungen aus, welche die Zahl der Binnenflüchtlinge steigen ließen. Innerhalb von sechs Wochen wurden 60.000 zusätzliche Vertriebene registriert. Von April 2024 bis Januar 2025 waren es bereits mehr als 600.000 Menschen, darunter 300.000 Kinder. In Al-Faschir leben Schätzungen zufolge derzeit 900.000 Menschen sowie 750.000 im Zamzam-Camp.
Ihre Versorgung werde zunehmend schwierig, warnt Unicef. Eine wichtige Verbindungsstraße von Tawila nach Zamzam sei aufgrund anhaltender Gewalt unpassierbar. Da bewaffnete Gruppen Dörfer attackierten, sei die Lieferung von Hilfsgütern und Waren so gut wie unmöglich. In Dörfern mangele es an Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten. Lebensmittelpreise hätten sich innerhalb von drei Monaten fast verdoppelt.
Im Sudan mit einer Bevölkerung von 50 Millionen Menschen ist im April 2023 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Dabei handelt es sich um einen Machtkampf zwischen zwei Rivalen: Armeechef Abdel Fattah al-Burhan kämpft gegen seinen ehemaligen Vize Mohamed Hamdan Daglo, der die paramilitärischen “Rapid Support Forces” anführt.
Am Mittwoch verkündete al-Burhan, die Streitkräfte hätten die Hauptstadt Khartum zurückerobert. Im Sudan sind mehr als neun Millionen Menschen auf der Flucht. Erstmals meldete die Internationale Organisation für Migration nun, dass die Zahl der Binnenvertriebenen leicht um 2,4 Prozent zurückgegangen sei.