Weiterhin lebt fast jedes fünfte Kind auf der Welt in extremer Armut. Das Kinderhilfswerk Unicef kann zwar auf positive Entwicklungen hinweisen. Doch wie nachhaltig sind diese noch?
Über 400 Millionen Kinder auf der Welt leben laut UN-Kinderhilfswerk Unicef in extremer Armut. Das sei annähernd jedes fünfte Kind, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Unicef-Bericht zur Kinderarmut hervorgeht. Extreme Armut liegt laut Unicef dann vor, wenn ein Kind mit weniger als drei US-Dollar am Tag auskommen muss. Fast 90 Prozent der betroffenen Kinder leben demnach in Subsahara-Afrika und Südasien.
Zusätzlich nimmt der Bericht auch die multidimensionale Armut in den Blick. Diese gehe oft mit finanzieller Armut einher, liege aber vor allem dann vor, wenn Kinder gravierende Entbehrungen in einem oder mehreren der sechs lebenswichtigen Bereiche Bildung, Gesundheit, Wohnen, Ernährung, Sanitärversorgung und Wasser erdulden müssten. Dem Bericht zufolge sind in Ländern mit mittlerem oder geringem Einkommen rund 417 Millionen Kinder von mindestens zwei dieser Einschränkungen betroffen, 17 Millionen sogar von vier und mehr.
Laut Unicef hat es in den vergangenen Jahren durchaus große Fortschritte bei der Bekämpfung der weltweiten Kinderarmut gegeben. So sei die Zahl der Jungen und Mädchen, die in extremer monetärer Armut leben, von 2014 bis 2024 um knapp 19 Prozent gesunken. Der Anteil der Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die mit mindestens einer schwerwiegenden Entbehrung leben, ist von 51 Prozent im Jahr 2013 auf 41 Prozent 2023 zurückgegangen.
Gelungen sei dies vor allem dann, wenn Regierungen Kinderrechten Priorität eingeräumt hätten. Als Beispiel führt der Bericht etwa Tansania und Bangladesch auf. In Tansania habe die multidimensionale Armut zwischen 2000 und 2023 um 46 Prozentpunkte gesenkt werden können, in Bangladesch um 32 Prozentpunkte. Gelungen sei dies durch staatliche Initiativen wie Geldzuwendungen, die den ärmeren Familien mehr Eigenständigkeit ermöglichten sowie den Zugang zu Bildung, Wohnraum, Wasser und Elektrizität verbesserten.
Gleichzeitig warnt Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell vor Rückschritten durch aktuelle Krisen und Kürzungen der Gelder für Entwicklungszusammenarbeit in vielen Ländern. Letztere könnten bis 2030 zum Tod von 4,5 Millionen Kindern unter fünf Jahren führen. “Jetzt ist nicht die Zeit zum Rückzug. Es ist die Zeit, auf den hart erarbeiteten Fortschritten für Kinder aufzubauen, die über die Jahre erzielt wurden”, betonte Russell. “Regierungen und Unternehmen können dies erreichen, indem sie Investitionen in wichtige Dienstleistungen für Kinder stärken, damit sie gesund und geschützt bleiben und sicheren Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie guter Ernährung haben, insbesondere in fragilen und humanitären Kontexten.”
Das Kinderhilfswerk hat den Bericht “Zur Situation der Kinder in der Welt” zum Welttag der Kinderrechte am Donnerstag (20. November) veröffentlicht. Anlässlich des Tages weist Unicef auf Aktionen in Deutschland und anderen Ländern hin, bei denen Kinderrechte in den Vordergrund gerückt werden sollen.