Uni Jena ehrt erste deutsche Professorin

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena ehrt die erste ordentliche Professorin an einer deutschen Universität mit einer Gedenktafel. Die Pädagogin Mathilde Vaerting (1884-1977) war am 1. Oktober vor 100 Jahren an die Hochschule in der Saalestadt berufen worden. Im Rahmen eines kleinen Festakts werde die Tafel am Freitag im Hauptgebäude der Hochschule feierlich enthüllt, teilte eine Sprecherin der Universität am Mittwoch in Jena mit.

Mit der Initiative zolle die Universität gemeinsam mit der Gesellschaft zur Erforschung der Demokratie-Geschichte Vaerting den Respekt, der ihr während ihrer Zeit an der Universität Jena selbst verwehrt geblieben sei. Das Ministerium für Volksbildung habe die Pädagogin damals gegen den Willen der damaligen Universitätsleitung an die Hochschule berufen. Die knapp zehn Jahre, die Vaerting an der Universität geforscht und gelehrt habe, seien für sie von Schikanen und Anfeindungen geprägt gewesen.

Als schärfster Widersacher galt Ludwig Plate (1862-1937). Er veröffentlichte 1930 unter dem Titel „Feminismus unter dem Deckmantel der Wissenschaft“ eine Schmähschrift gegen Vaerting. Unmittelbar nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war Mathilde Vaerting eine von 18 politisch und rassisch unliebsamen Jenaer Professoren, Dozenten und Assistenten, die vom Hochschuldienst ausgeschlossen wurden. Bis 1945 zog sie sich ins Privatleben zurück. Auch nach dem Kriegsende konnte die Pädagogin ihre universitäre Karriere nicht fortsetzen. Ihre Bewerbungen an diversen westdeutschen Hochschulen blieben unberücksichtigt.