Uni Augsburg erforscht jüdische Geschichte des Illertals

Die Universität Augsburg hat ein neues Forschungsprojekt zur jüdischen Geschichte des Illertals in Bayerisch-Schwaben gestartet. Im Illertal siedelten seit dem 16. Jahrhundert viele Menschen jüdischen Glaubens, wie die Uni am Donnerstag mitteilte. „Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 setzte einem halben Jahrtausend blühender jüdischer Kultur ein brutales Ende.“ Die Ergebnisse des Vorhabens sollen laut Uni auch einer Gedenkstätte zugutekommen, die momentan im Bahnhof Fellheim im Illertal aufgebaut wird. Von dort hätten die Nazis zahlreiche Juden aus dem Unterallgäu in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert.

Große Teile des Illertals zählten seit dem Mittelalter zum Herrschaftsgebiet der Habsburger und kleinerer Adelsherrschaften, wie es hieß. Sie sahen die Ansiedlung von Juden demnach mit Wohlwollen, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen: „Viele jüdische Familien arbeiteten mit großem ökonomischem Erfolg in den damals wichtigen Industriezweigen wie dem Textilgewerbe“, erklärte Klaus Wolf, Professor für Deutsche Literatur und Sprache in Bayern und zuständig für das Uni-Projekt.

Zur entstehenden Gedenkstätte im Bahnhof Fellheim sagte Wolf: „Wir planen zum Beispiel, die wichtigsten Dokumente – Fotos oder auch Schriftstücke – in digitaler Form zugänglich zu machen, so dass sie in der Gedenkstätte zum Beispiel durch Fotografieren eines QR-Codes auf dem eigenen Smartphone abgerufen werden können.“

Heute leben den Angaben zufolge im Illertal so gut wie keine Menschen jüdischen Glaubens mehr. In zahlreichen Orten seien aber viele der ursprünglich von Juden erbauten Häuser bis heute erhalten geblieben. Auch die Mehrzahl der Synagogen habe die Nazizeit überstanden. Die meisten von ihnen seien zu Kulturstätten für Lesungen und Konzerte umgewidmet worden. – Das Forschungsvorhaben ist laut Uni auf zwei Jahre angelegt. Bayerns Wissenschaftsministerium fördert das Projekt demnach mit rund 130.000 Euro.