UNHCR-Sprecher kritisiert Debatte über Geflüchtete

Der deutsche Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hat die Art der Debatte über Geflüchtete kritisiert. Er finde es bedauerlich, dass die Staaten in Europa sich zunehmend abschotteten, obwohl nur ein geringer Teil der geflüchteten Menschen hierherkomme, sagte der Sprecher des UNHCR Deutschland, Chris Melzer, am Donnerstag dem Radiosender WDR 5. Die politische Debatte über das Thema müsse deutlich sachlicher geführt werden. Es werde ein Problem aufgebauscht, „in der Hoffnung, Wählerstimmen zu bekommen und das stört mich schon sehr“. Auf dem Rücken von Flüchtlingen lasse sich „ganz hervorragend Wahlkampf machen“, kritisierte Melzer.

Nach einer Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks sind zurzeit rund 120 Millionen Menschen auf der Flucht vor Gewalt, Unterdrückung und Krieg. Das sei ein historischer Höchststand. Der überwiegende Teil von ihnen ist laut dem UNHCR-Bericht als Binnenvertriebene im eigenen Land oder in ein Nachbarland geflohen. Damit komme insgesamt nur ein vergleichsweise kleiner Teil der geflüchteten Menschen nach Europa, sagte Melzer.

Der UNHCR-Sprecher betonte, er wolle nicht bestreiten, dass es dennoch Probleme gebe und es einigen Kommunen in Deutschland schwerfalle, noch mehr Menschen unterzubringen. Doch im Grunde seien Deutschland, Frankreich, Polen und andere Länder der Europäischen Union gut organisiert, reich, modern „und es klappt eigentlich immer noch recht gut“, sagte Melzer.

„Wir brauchen politische Lösungen“, betonte der UNHCR-Sprecher mit Blick auf die weltweite Situation. „Wir müssen wieder lernen, Frieden zu schließen, damit diese Menschen nach Hause zurückkehren können.“ Eine gute Nachricht aus dem Bericht sei, dass 6,1 Millionen der vertriebenen Menschen im vergangenen Jahr nach Hause zurückgekehrt seien, die meisten von ihnen Binnenflüchtlinge. Das sei zwar nur ein kleiner Teil, aber die Zahl zeige, „es gibt Lösungen, es ist möglich“. „Wir müssen noch mehr dran arbeiten“, unterstrich er.