Schützt er große Tourismusprojekte oder historische Welterbestätten? Die Kritik an Khaled El-Enany, der bald die Unesco leiten soll, wird lauter. Dabei geht es auch um das Katharinenkloster auf der Halbinsel Sinai.
Einen Tag vor Beginn der Unesco-Generalkonferenz in Usbekistan wird Kritik am künftigen Generaldirektor Khaled El-Enany laut. Die Nichtregierungsorganisation World Heritage Watch warnte am Mittwoch vor der geplanten Bestätigung des Ägypters und verwies auf einen Brief, den mehr als 50 NGOs, Einzelpersonen und Akademiker aus dem Kultur- und Naturschutzsektor unterzeichnet hatten. El-Enany wird darin vorgeworfen, als ägyptischer Minister für Tourismus und Altertümer unter anderem für die “monströse Tourismusentwicklung” rund um das Katharinenkloster auf der Halbinsel Sinai mitverantwortlich gewesen zu sein.
Die Erhabenheit der Wüstenlandschaft und die entlegene Lage des Klosters seien für immer verloren, hieß es weiter. Auch trage El-Enany die Mitverantwortung für die Zerstörung großer Teile der historischen Totenstadt von Kairo. Beide Orte gehören zum Unesco-Welterbe. Die Bestätigung El-Enanys, so die Unterzeichner, schade dem Ruf der Organisation, “insbesondere da er zuvor Minister einer Regierung eines Staates war, der diese Konvention nachweislich nicht eingehalten hat”. Der 54-Jährige war von 2016 bis 2022 Minister in Ägypten.
Laut John Grainger, einem der Initiatoren des Briefes, wird befürchtet, “dass El-Enany in anderen Fällen dieselbe Missachtung für die universellen Werte der Welterbestätten an den Tag legen wird, die er in seinem Heimatland gezeigt hat. Noch mehr Stätten könnten einem unbegrenzten Tourismus geopfert werden, statt ihren Schutz zu garantieren”, sagte er laut Mitteilung von World Heritage Watch. Der Vorsitzende, Stephan Dömpke, kritisierte: “Leider ist aber die internationale Öffentlichkeit und besonders die Zivilgesellschaft von dem ganzen Verfahren ausgeschlossen.”
Der Exekutivrat der Unesco hatte El-Enany am 16. Oktober zum künftigen Generaldirektor gewählt. Am 6. November muss eine Mehrheit aller 194 Mitgliedsstaaten die Wahl während der 43. Unesco-Generalkonferenz bestätigen. Sie findet vom 30. Oktober bis 13. November in Samarkand/Usbekistan statt.
Der Ägyptologe wäre der erste Araber an der Spitze der UN-Organisation. Der Slogan seiner Kampagne lautete “Unesco für die Menschen”. Derzeitige Generaldirektorin ist die Französin Audrey Azoulay, die die Organisation seit 2017 leitet.