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Unesco erhebt Neuschwanstein und 25 weitere Stätten zu Weltkulturerbe

“Wir sind #Weltkulturerbe!” Die Märchenschlösser von Bayernkönig Ludwig II. zählen neu zum Erbe der Menschheit – wie auch die Steinkreise von Carnac und die minoischen Paläste Kretas.

Schloss Neuschwanstein ist Weltkulturerbe. Die zuständige Unesco-Kommission nahm am Wochenende in Paris den Bau und weitere Schlösser von Bayernkönig Ludwig II. ins Welterbe-Verzeichnis auf. Von Freitag bis Sonntag erfolgten insgesamt 26 neue Einträge, darunter auch die steinzeitlichen Megalith-Anlagen von Carnac in der Bretagne und die minoischen Paläste Kretas.

Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, lobte die “herausragende Würdigung” der bayerischen Schlösser. Sie zeugten von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs. “Neuschwanstein, Linderhof, das Königshaus am Schachen und Herrenchiemsee sind den Traumwelten Ludwigs II. entsprungen. Heute zählen sie zum Erbe der gesamten Menschheit.” Für Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU), der auch für Heimat zuständig ist, stärkt diese Entscheidung die Regionen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte auf der Plattform X: “Für unsere Märchenschlösser wird ein Märchen wahr.” Gerade Neuschwanstein sei Bayerns Wahrzeichen schlechthin. Das Schloss verbinde große Kunst und Kultur und auch ein bisschen Kitsch und Klischee. Manche dächten dabei vielleicht an Disney. “Aber nein: Neuschwanstein ist und bleibt das Original aus Bayern.”

Ludwig II. ließ Neuschwanstein im Voralpenland ab 1869 im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg errichten. Möglichst allein wollte er dort seinen Traumwelten nachhängen. Heute zählt das Schloss zu den stärksten Tourismusmagneten Deutschlands. Jährlich kommen mehr als eine Million Besucher aus aller Welt.

Die über drei Kilometer langen prähistorischen Steinreihen sowie die Großsteingräber (Dolmen) von Carnac im Westen Frankreichs wurden in der Jungsteinzeit ab etwa 4500 v. Chr. errichtet. Die Anlage umfasste ursprünglich mehr als 3.000 Steine bis 4 Meter Höhe.

Auch Knossos und vier weitere minoische Stätten auf der griechischen Insel Kreta – Phaistos, Malia, Zakros und Kydonia – sind neu auf der Kulturerbe-Liste. Über dreieinhalb Jahrtausende war die bronzezeitliche Hochkultur, die nach dem mythischen König Minos benannt wurde, verschüttet. Heute zieht allein Knossos knapp eine Million Touristen jährlich an.

Zu den Neuaufnahmen gehören auch die Kulturlandschaft des Mulanje-Massivs im Süden Malawis, die für ihre Felsbilder bekannte Region Murujuga im Nordwesten Australiens, der von Menschenhand geschaffene Regenwald des Forest Research Institute Malaysia und Gedenkstätten in Kambodscha, die an die Verbrechen der Roten Khmer erinnern.

Weiter zeichnete das Gremium den im Meer versunkenen Karibik-Hafen Port Royal auf Jamaika aus, Zeugnisse des mittelalterlichen Königreichs Khuttal in Tadschikistan, prähistorische Kunst und Architektur Sardiniens oder den Pilgerweg des Volkes der Wixárika nach Wirikuta/Mexiko.

Hinzukommen der Nationalpark Cavernas do Peruaçu im Nordosten des brasilianischen Bundesstaats Minas Gerais, die Küstenklippe Møns Klint an der dänischen Insel Møn, der Diamantenberg im Osten der koranischen Halbinsel, die Inseln des Bijagós-Archipels vor der Küste Guinea-Bissaus in Westafrika sowie der Gola-Tiwai-Komplex, ein Regenwald und Wildschutzgebiet im ebenfalls westafrikanischen Sierra Leone.

Auf der Welterbe-Liste stehen nun laut Unesco 1.248 Kultur- und Naturstätten in 170 Ländern. 53 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet aktuell 55 Welterbestätten. Die Unesco-Kommission tagt noch bis Mittwoch (16. Juli) in Paris.