Und die Predigt gibt’s auf der Yogamatte

Montags „Wellness“, dienstags ein „Clip-Gebet“: Der Youtube-Kanal „Basis:Kirche“ aus Niedersachsen soll ein junges Publikum von 20-45 Jahren ansprechen – immer ohne Talar.

In den Startlöchern (v.l.): die Basiskirchler Luca Pokstefl, Jonathan Nehrke und Simon de Vries
In den Startlöchern (v.l.): die Basiskirchler Luca Pokstefl, Jonathan Nehrke und Simon de VriesBasis:Kirche

Hannover/Bremen. Gebete als Online-Clips und der Segen per Video: Mit einem neuen Youtube-Kanal wollen die evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen verstärkt junge Leute erreichen. Unter dem Titel „Basis:Kirche“ bringt das Angebot ab dem kommenden Sonntag kirchliche und soziale Inhalte in Videoform und stellt sie auf Abruf zur Verfügung. „Die großen Fragen des Lebens nach Schuld und Vergebung, nach Liebe und dem Leben nach dem Tod, werden heute gegoogelt“, sagt der Ratsvorsitzende der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen, Oldenburgs Bischof Thomas Adomeit. „Als Kirche müssen wir dort präsent sein, wo gesucht wird, und konsequent die digitalen Formen nutzen.“

Zielgruppe des neuen Kanals sind laut Adomeit Menschen zwischen 20 und 45 Jahren, die nach etwas anderem suchen als dem klassischen analogen Gottesdienst oder den bereits bestehenden digitalen Angeboten der Kirche. Die ersten Videos werden am kommenden Sonntag, 16. Januar, um 19 Uhr freigeschaltet. Danach sollen viermal pro Woche weitere Beiträge folgen. Geplant sind Talks und Reportagen, aber auch kurze Gebetsclips in einer Länge von zwei bis zehn Minuten. Die Macher kündigen für montags „Wellness“ an, dienstags gibt’s Clips mit „Gebet, Segen und Bibelworten“, donnerstags folgen „Reportagen und Talks“ und am Sonntag steht eine „Compilation“ auf dem Sendeplan.

Dieses Team steckt dahinter

Gestaltet werden die Inhalte von einem Team von rund 30 jungen Pastorinnen und Pastoren. Dazu gehören die Pastoren Christopher Schlicht und Max Bode aus Bremerhaven, Moderatorin und Entertainerin Annie Heger aus Bad Zwischenahn/Berlin, die Theologin und Influencerin Sina Schröder aus Barnstorf und Pastorin und Publizistin Hanna Jacobs  aus Hannover. Der ehemalige Kandidat der Gesangsshow „The Voice“, Björn Amadeus, unterstützt den Kanal musikalisch genauso wie Ulf Nikolai Werner, Pastor und Mitglied der Hamburger Ska-Punk-Band „Rantanplan“.

Kleiner Vorgeschmack auf den "Konfettisegen"
Kleiner Vorgeschmack auf den "Konfettisegen"Screenshot Youtube

Diese nehmen die Nutzerinnen und Nutzer nach Angaben der Initiatoren mit auf eine Suche nach Sinn und Spiritualität. Sie stehen dabei nicht im Talar auf der Kanzel oder vor der Kamera, sondern auch etwa in Fitness-Kleidung auf der Yoga-Matte. Sie spenden einen „Konfettisegen“, begleiten einen Bestatter oder zocken gemeinsam mit einem querschnittsgelähmten E-Sportler. Reaktionen der Nutzer sollen in Studiotalks vertieft werden.

Gottesdienst rund um die Uhr

„Kirche und Gottesdienst finden nicht nur sonntags um 10 Uhr statt, sondern in der Basis:Kirche 24 Stunden rund um die Uhr“, sagt Adomeit. Die Kirche müsse ihre Botschaft von der Liebe Gottes konsequent an den Empfängern ausrichten: „Wenn wir es nicht mehr schaffen, gehört zu werden, sind alle guten Nachrichten umsonst gesendet.“

Produziert werden die Beiträge vom Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen (ekn), der bereits den Kanal „Anders Amen“ betreibt und unter anderem Beiträge für private Hörfunksender produziert. Das Angebot sei im Zuge der Corona-Pandemie entstanden, in der digitale Angebote immer wichtiger geworden seien, erläutert ekn-Chefredakteurin Katharina Schreiber-Hagen: „Eines unserer großen Ziele ist Interaktion oder sogar der Aufbau einer eigenen Community.“

Die Kosten von insgesamt rund 270.000 Euro für den Erprobungszeitraum bis Ende 2022 werden hauptsächlich von der Kirchen-Konföderation getragen. 25.000 Euro davon steuert der ekn bei. Zum Trägerkreis des Projektes gehören zwei Freikirchen. Auch die katholische Kirche sei zum Mitmachen eingeladen, sagt Adomeit. Die „Basiskirche“ soll bis zum Jahresende erprobt und im Herbst evaluiert werden. (epd/tt)