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Unausgegorenes Konzept – ZDF-Impro-Komödie über Eltern

Die schrecklichen Erziehungsberechtigten aus der ZDF-Serie “Andere Eltern” sind zurück: Diesmal übernehmen sie keine Krippe, sondern eine Schule. Allzu klamaukige Impro-Comedy ohne Tiefgang – aber mit Veronica Ferres.

Irgendwann kommt er, der große Meta-Moment: “Impro ist scheiße”, ruft Daniel Zillmann alias Krippenspiel-Impresario Malte, weil sein Schulreformer-Kollege Jannos beim Weihnachtsstück aus dem Stegreif agieren möchte. Ein Witz, schließlich befindet man sich mit dem Film “Andere Eltern – Die 1. Klasse”, den das ZDF am 24. Juli von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, in einer Improvisations-Komödie.

Die ist Nachfolgerin der Serie “Andere Eltern” von 2019/2020, in der es um die Gründung einer Krippen-Elterninitiative in Köln-Nippes ging. Beides ist im Mockumentary-Stil gedreht, also als Pseudo-Doku mit den üblichen Mitteln wie ungeschönten Bildern, Voice-over-Kommentar oder Protagonisten-Interviews. Mittlerweile sind die Kleinen von damals herangewachsen.

Und da der gewünschte Schulplatz nicht zu bekommen beziehungsweise das deutsche Schulsystem nach Ansicht seiner zahlreichen Kritiker sowieso völlig marode ist, kauft sich die bekannte Elterntruppe kurzerhand in eine private Grundschule ein. Deren Geld kann die pragmatisch-desillusionierte Schuldirektorin Frau Marx (Veronica Ferres) gut gebrauchen. Auch dass sich die Investoren als Ersatzlehrer anbieten, kommt angesichts des grassierenden Fachkräftemangels ganz gelegen.

Also stellen sich Malte, Björn (Serkan Kaya), Jannos (Jasin Challah), Anita (Nadja Becker) und Nike (Henny Reents) vor die Klassen ihrer Kinder, ohne pädagogische Ausbildung – Eltern zu sein, so der Tenor, sei doch Qualifikation genug. Während der esoterisch veranlagte Björn Meditation unterrichtet, Malte am (angeblich) mangelnden schauspielerischen Talent seiner Schultheatertruppe verzweifelt, Nike den Kunstunterricht mit Ausmalbildern bestreitet und Anita beim Sport auf militärischen Drill setzt, erteilt Jannos den Sechs- bis Zehnjährigen Lektionen in Feminismus, indem er die Jungs in die hinteren Reihen des Klassenzimmers verbannt.

Der Referendarin Paula (Maike Jüttendonk), dem altgedienten Lehrer Kleefisch (Ex-“Höhner”-Frontmann Henning Krautmacher) sowie der Vertreterin der Schulbehörde (Bettina Lamprecht) sind die unterrichtenden Eltern zunehmend ein Dorn im Auge. Als nach diversen Eskapaden das Aus der Einrichtung im Raum steht, mobilisiert dies jedoch ungeahnte Kräfte im Kreise der Schulgemeinschaft…

Um auf den eingangs zitierten Satz zurückzukommen: An der Improvisationskunst liegt es nicht, dass “Andere Eltern – Die 1. Klasse” nicht wirklich gelungen ist. Die Darsteller sind großteils gut, überzeugen zumeist in ihrem Stegreif-Spiel, wagen auch durchaus etwas – Ferres zum Beispiel kreiert am Ende als Engel im Krippenspiel einen echten Fremdschäm-Moment.

Wenn so manche Figur ein wenig abziehbildhaft erscheint, liegt das eher an mangelndem Kontext, vor allem aber am unausgegorenen Konzept: Wen oder was will Co-Autor und Regisseur Lutz Heineking mit diesem Film eigentlich auf die Schippe nehmen? Woke Helikopter-Eltern wie einst in der Serie sind es nicht mehr, jedenfalls nicht in der Hauptsache – ohnehin wäre das als zentraler Impuls heute etwas angestaubt. Eine Satire auf die Zustände an hiesigen Schulen gibt dieser Haufen überforderter, egozentrischer Pseudo-Lehrer allerdings auch nicht her.

Dazu sind die geschilderten Situationen zu abstrus, ungenau und wenig realitätsnah. Irgendwann bewegt sich die Handlung völlig sinnfrei – und, noch schlimmer: unlustig – in Richtung Samenklau an einem teuren Zuchtpferd.

Allein mit der Figur des Jannos schwingt sich der Film zu schmerzhaft wahren Momenten auf: Dieser grundsätzlich übermüdete Mensch überfordert sich permanent in seinem Willen, es allen – vor allem seiner Karriere machenden, abwesenden Ehefrau – recht machen zu wollen. Das ist von Jasin Challah toll verpeilt gespielt. Und Johanna Gastdorf als seine dokumentarfilmende Schwiegermutter bietet ihm einen wunderbaren Sparringspartner.

Ohnehin merkt man dem Film an, dass seine Beteiligten beim Dreh großen Spaß gehabt haben müssen. Was eben nur leider keineswegs automatisch bedeutet, dass sich auch dessen Publikum gut unterhalten fühlt.