Sie schießen auf Kleinkinder, lassen Häuser abreißen und vertreiben die Bewohner. Die Gewalt israelischer Siedler gegenüber den Palästinensern besorgt auch die Vereinten Nationen. Ein Sprecher findet deutliche Worte.
Die Vereinten Nationen haben israelische Siedler und Sicherheitskräfte wegen ihrer schweren Angriffe auf Palästinenser scharf kritisiert. So hätten israelische Sicherheitskräfte häufig unnötige oder unverhältnismäßige Gewalt angewandt; darunter auch tödliche Gewalt gegen Palästinenser, die keine unmittelbare Lebensgefahr darstellten, sagte Thameen Al-Kheetan, Sprecher des UN-Menschenrechtsbüros, am Dienstag.
Demnach sei in den vergangenen Monaten das jüngste Opfer ein zweijähriges Mädchen gewesen. Israelische Sicherheitskräfte hätten ihm im Januar in den Kopf geschossen. Im Juli sei ein 61-Jähriger ebenfalls von den Sicherheitskräften erschossen worden. Insgesamt seien seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 964 Palästinenser von israelischen Streitkräften und Siedlern im besetzten Westjordanland einschließlich Ostjerusalem getötet worden.
Al-Kheetan kritisierte auch die Zwangsvertreibung. Seit Beginn der israelischen Operation “Eiserne Mauer” im Norden des besetzten Westjordanlands – sie begann Anfang des Jahres – seien rund 30.000 Palästinenser von dieser betroffen. Dabei hätten israelische Streitkräfte auch auf unbewaffnete Palästinenser geschossen. Unter den Opfern seien jene gewesen, die versuchten, in ihre Häuser in den Flüchtlingslagern Dschenin, Tulkarem und Nur Shams zurückzukehren.
Zudem seien Abrissbefehle für rund 1.400 Häuser im Norden des besetzten Westjordanlands erlassen worden. “Diese großangelegten Abrisse verstoßen, sofern sie nicht durch Militäroperationen zwingend erforderlich sind, gegen Israels Verpflichtungen als Besatzungsmacht”, sagte Al-Kheetan. Ab dem 7. Oktober 2023 wurden außerdem 2.400 Palästinenser, fast die Hälfte davon Kinder, durch israelische Siedleraktionen zwangsumgesiedelt. Dadurch seien weite Teile des Westjordanlands von Palästinensern entvölkert worden.
“Die dauerhafte Vertreibung der Zivilbevölkerung innerhalb der besetzten Gebiete stellt eine unrechtmäßige Umsiedlung dar”, betonte Al-Kheetan. Sie sei ein schwerer Verstoß gegen die Vierte Genfer Konvention und könne je nach den Umständen auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen nutzen auch israelische Siedler zunehmend Gewalt. Im ersten Halbjahr 2025 kam es demnach zu 757 Siedlerangriffen, die palästinensische Opfer forderten oder Sachschäden verursachten. Das sei ein Anstieg um 13 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr.