UN fordern Untersuchung von Gaza-Tragödie mit mehr als 100 Toten

Nach dem gewaltsamen Tod von mehr als 100 Menschen bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gaza-Streifen hat UN-Generalsekretär António Guterres eine unabhängige Untersuchung verlangt. Die Verantwortlichen für die Tragödie müssten ermittelt und der Hergang rekonstruiert werden, forderte Guterres laut einer am Freitag in Genf verbreiteten Mitteilung.

Nach Angaben der Hamas-Verwaltung des Gaza-Streifens wurden zudem weitere Hunderte Menschen verletzt. Die Hamas warf Israel vor, die wartenden Menschen angegriffen zu haben. Israel wies die Vorwürfe zurück und machte vor allem tödliches Gedränge verantwortlich. Auch von internationaler Seite mehren sich die Rufe nach einer unabhängigen Untersuchung.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell erklärte, die Nachricht über ein weiteres Blutbad unter der Zivilbevölkerung in Gaza habe ihn mit Entsetzen erfüllt. Diese Tötungen seien vollkommen inakzeptabel. Es sei ein schwerwiegender Verstoß gegen internationales Recht, Menschen humanitäre Hilfe vorzuenthalten.

Der Sprecher des Büros zur Koordinierung humanitärer Hilfe, Jens Laerke, sagte, die UN seien nicht an der Lieferung der Hilfsgüter beteiligt gewesen sei. Der Transport sei auch nicht mit den UN abgesprochen gewesen. Die UN und ihre Partner würden jedoch so gut wie möglich ihre Hilfslieferungen für die 2,2 Millionen notleidenden Bewohner des Gaza-Streifens fortsetzen. Hunderttausende von ihnen seien mit einer katastrophalen Hungersituation konfrontiert.

Die verzweifelte Bevölkerung im Gaza-Streifen brauche dringend Hilfe, betonte Guterres. Dazu zählten auch die Menschen im Norden des palästinensischen Gebiets, zu denen die Vereinten Nationen seit mehr als einer Woche nicht mehr mit Hilfslieferungen hätten vordringen können.

Er sei entsetzt über die hohen Todeszahlen des Gaza-Konflikts, erklärte der UN-Generalsekretär weiter und berief sich dabei auf die Zahlen der Hamas-Behörden, wonach seit Oktober mehr als 30.000 Menschen getötet und über 70.000 weitere verletzt wurden. „Ich bekräftige meine Forderung nach einer sofortigen humanitären Waffenruhe und der bedingungslosen Freilassung aller Geiseln.“

Der Krieg begann nach einem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober in Israel, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 weitere verschleppt wurden. Als Reaktion überzog Israel den Gaza-Streifen mit einem massiven Bombardement, drang mit Truppen in das Gebiet ein und verhängte eine komplette Blockade.