UN-Bericht: Migranten fördern die Wirtschaft armer Länder

Jährlich überweisen Migranten gewaltige Summen von Erspartem in ihre Heimat. Der Großteil von Migration verläuft legal. Für Amy Pope, Chefin der UN-Migrationsbehörde, ist es Zeit, manche Ängste zu verabschieden.

Migranten haben nach jüngsten UN-Zahlen von 2022 weltweit 831 Milliarden US-Dollar (771 Milliarden Euro) in ihre Heimatländer überwiesen. Damit leisteten sie einen größeren Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von Entwicklungsländern als ausländische Direktinvestitionen, wie aus dem am Dienstag veröffentlichten “World Migration Report” der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervorgeht. Zugleich stieg die Zahl von Menschen, die außerhalb ihrer Heimatländer leben, auf 281 Millionen, das sind 3,6 Prozent der Weltbevölkerung.

Die Rücküberweisungen von Ersparnissen wuchsen dem Bericht nach gegenüber dem Jahr 2000 um das Sechseinhalbfache. Von den 831 Milliarden Dollar gingen 647 Milliarden in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen. Damit sei Migration ein Treiber für Entwicklung und Wirtschaftswachstum, heißt es in dem Bericht.

Zwar seien weltweit 117 Millionen Menschen durch Konflikte, Gewalt oder Naturkatastrophen vertrieben, so viele wie nie zuvor. Der Großteil der Migration finde aber legal und geordnet statt und sei an Berufschancen und den Erwerb von Lebensunterhalt geknüpft.

Der Weltmigrationsbericht wolle dazu beitragen, “die Komplexität der menschlichen Mobilität durch evidenzbasierte Daten und Analysen zu entmystifizieren”, sagte IOM-Generaldirektorin Amy Pope bei der Vorstellung in Dhaka, Bangladeschs Hauptstadt. Angesichts globaler Unsicherheiten sei das Verständnis der Dynamik von Wanderungsbewegungen entscheidend für fundierte Entscheidungen und wirksame politische Maßnahmen.

Hauptempfängerland für Überweisungen von Migranten ist Indien mit 111,2 Milliarden Dollar. Zu wichtigen Zielländern gehören nach Mexiko, China, den Philippinen und Frankreich auch Pakistan (29,9 Milliarden), Ägypten (28,3 Milliarden), Bangladesch (21,5 Milliarden) und Nigeria (20,1 Milliarden). Platz 10 belegt Deutschland mit 19,3 Milliarden Dollar.

Den Spitzenplatz als Quellenland von Geldsendungen behaupten die USA mit 79,2 Milliarden Dollar, mehr als das Doppelte des Betrags aus dem Jahr 2000. Mit Abstand folgen Saudi-Arabien (39,4 Milliarden), die Schweiz (31,9 Milliarden) und Deutschland (25,6 Milliarden).