Umstrittenes Reformationsfenster in Hannover wird eingeweiht

Nach sieben Jahren mit zum Teil heftigen Kontroversen wird das umstrittene Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz am Reformationstag in Hannover eingeweiht. Die Predigt im Festgottesdienst am 31. Oktober in der evangelischen Marktkirche hält Landesbischof Ralf Meister, wie die Kirchengemeinde mitteilte. Anschließend beginnt ein Festakt, zu dem neben dem Künstler Lüpertz auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet wird. Er hatte das Kunstwerk angeregt.

Handwerker hatten das mehr als 13 Meter hohe Buntglasfenster in den vergangenen Woche in die Südfassade der mittelalterlichen Backsteinkirche eingebaut. Noch ist es durch eine Plastikfolie verdeckt. Das Fenster zeigt eine große weiße Figur, die Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, dazu Motive zur Reformation in leuchtendem Rot, Grün, Gelb oder Blau. Schröder wollte es ursprünglich der Marktkirche schenken, Anlass war das 500. Reformationsjubiläum 2017. Dafür hatte er bei Unternehmen Spenden in Höhe von 135.000 Euro gesammelt.

Doch der russische Angriff auf die Ukraine durchkreuzte die Pläne. Wegen Schröders Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin steckte die Marktkirche die Spendengelder nun mit Zustimmung der Spender in einen Ukraine-Fonds oder zahlte sie zurück. Bei manchen Bürgern von Hannover waren die provozierenden Bildmotive von Markus Lüpertz zuvor auf deutlichen Widerspruch gestoßen.

Zudem gab es einen Rechtsstreit um das Reformationsfenster. Ein Erbe des Architekten Dieter Oesterlen (1911-1994), der die einstmals kriegszerstörte Marktkirche zu Beginn der 1950er Jahre neu gestaltet hatte, ging durch zwei Instanzen, weil er ihr Erscheinungsbild durch das Lüpertz-Werk gefährdet sah. Doch er konnte sich nicht durchsetzen.

Mit einem dreiwöchigen Kulturprogramm will die Marktkirche den Bürgerinnen und Bürgern nach der Einweihung das neue Fenster nahebringen. Dazu gibt es tägliche Führungen sowie Vorträge, Konzerte, Workshops, Diskussionen und Projekttage für Schulklassen. Das Fenster sei eine Bereicherung für die Kirche, sagte Pastor Marc Blessing: „Ich hoffe, dass auch die Kritiker dem Kunstwerk jetzt eine Chance geben.“