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Umfrage in Rumänien: Zwei Drittel sehen Ceausescu positiv

Man habe im Kommunismus besser gelebt, glaubt offenbar eine Mehrheit der Rumänen. Das sagten allerdings mehrheitlich Befragte, die die Zeit unter Diktator Ceausescu gar nicht selbst erlebt haben.

Ergebnisse, die schockieren können: Zwei Drittel der Rumänen (66 Prozent) sehen im 1989 gestürzten Diktator Nicolae Ceausescu eine positive Führungsfigur. Das berichtet die “Allgemeine Deutsche Zeitung” (online Donnerstag) unter Berufung auf eine Befragung im Auftrag des Instituts zur Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus.

Eine Mehrheit von 56 Prozent hielt demnach das kommunistische Regime rückblickend eher für gut als schlecht für Rumänien. Die damalige soziale Sicherheit, das Bildungs- und Gesundheitswesen sowie das öffentliche Leben seien besser gewesen als heute. Man habe im Kommunismus “besser gelebt”.

Viele Befragte gaben laut der Zeitung an, die damalige Zeit als sicherer (75 Prozent), solidarischer (80 Prozent) und gesünder in Bezug auf Ernährung (85 Prozent) erlebt zu haben. Auch die damalige staatliche Fürsorge (66 Prozent), die angeblich geringe Korruption (65 Prozent) und effizientere Behörden (59 Prozent) seien positiv hervorgehoben worden.

Auf Unkenntnis basiert diese Nostalgie offenbar nicht: Über 80 Prozent erkannten an, dass es vor der Wende weniger Freiheit gab; fast 60 Prozent sehen das kommunistische Regime als verantwortlich für Verbrechen und Missbrauch. Mehr als 96 Prozent gaben an, von Lebensmittelrationierung gehört zu haben; 92 Prozent wussten von Reiseverboten und Fernseh-Beschränkungen und 82 Prozent von politischer Verfolgung und Haft. Jeder dritte Befragte hat die kommunistische Zeit selbst miterlebt.

Rumäniens Präsident Nicusor Dan zeigte sich besorgt über die Ergebnisse. Er vermutet hinter den Ergebnissen nicht Unwissenheit. Hauptgrund für die Idealisierung des früheren Regimes sei tiefe Enttäuschung gegenüber der politischen Klasse nach der Wende. Korruption, nicht eingehaltene Versprechen und ein Gefühl von Ungerechtigkeit hätten das Vertrauen der Menschen in die Gegenwart und Zukunft ausgehöhlt, so der Präsident.