Umfrage: Einsamkeit unter jungen Menschen weitverbreitet
Eine Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Einsamkeit ist längst nicht mehr ein Phänomen sei, das ausschließlich ältere Menschen betrifft. Es gibt eine „neue Risikogruppe“.
Einsamkeit ist einer Umfrage zufolge unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weitverbreitet. Fast die Hälfte der 16- bis 30-Jährigen (46 Prozent) gibt an, moderat oder stark einsam zu sein, wie eine in Gütersloh veröffentlichte Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ergab. Jeder Zehnte (11 Prozent) fühle sich stark einsam. Je nach Geschlecht und Altersgruppe schwanken demnach die Werte zwischen 33 Prozent und 51 Prozent. So seien junge Frauen häufiger von Einsamkeit betroffen als junge Männer. Am stärksten sei die Einsamkeit zwischen 19 bis 22 Jahren, hieß es.
Die Meinungsforschungsinstitute Verian (früher Kantar Public) und ISG Research Advisors haben die Onlinebefragung vom 13. bis 29. März im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung realisiert. Ausgewertet wurden demnach Angaben von 2.532 jungen Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren, die in Deutschland leben.
Junge Menschen sind mit ihrem Leben mäßig zufrieden
Faktoren, die zu Einsamkeit beitragen können, sind den Angaben zufolge Arbeitslosigkeit, ein niedriger Schulabschluss oder ein Migrationshintergrund. Ebenso seien junge Menschen häufiger von Einsamkeit betroffen, wenn sie geschieden oder verwitwet sind sowie in mittelgroßen Städten leben. Untersucht wurde auch die Lebenszufriedenheit. Demnach sind junge Menschen in Deutschland mit ihrem Leben mäßig zufrieden. Der Wert lag bei 6,75 auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden).
Die Pandemie ist vorbei, nicht nur auf den Fanmeilen tobt wieder das Leben, doch viele junge Menschen fühlen sich weiterhin einsam. Das zeigt unsere neue Umfrage. Und diese #Einsamkeit wird zu einem Problem für uns alle. Warum, erklären wir hier. (fw) https://t.co/O4oPto1ARG
— Bertelsmann Stiftung (@BertelsmannSt) June 17, 2024
Schon in der Corona-Pandemie seien junge Menschen stark durch Einsamkeit belastet gewesen, erklärte Anja Langness, Expertin bei der Stiftung für Jugend und Gesundheit. Der Anteil derjenigen, die sich sozial und emotional einsam fühlen, sei 2024 zwar etwas gesunken. Ein Grund zur Entwarnung ist dies der Stiftung zufolge jedoch nicht, da Einsamkeit bei jungen Erwachsenen insgesamt immer noch stark verbreitet ist und weiterhin über den Vor-Pandemie Werten liegt. Es zeige sich, dass Einsamkeit längst nicht mehr ein Phänomen sei, das ausschließlich ältere Menschen betrifft, betonte Langness, die von einer „neuen Risikogruppe“ sprach und gezielte Maßnahmen forderte.