Umfrage der Woche: Pfarrerin sein heute

Vor mehr als 45 Jahren wurden Frauen und Männer im Pfarramt gleichgestellt. Heute studieren mehr Frauen Theologie als Männer. Doch immer haben Pfarrerinnen mit Diskriminierung zu kämpfen, insbesondere in konservativen Kreisen. Wir haben zum Weltfrauentag am 8. März Pfarrerinnen in der Landeskirche befragt

Sabine Müller ist Pfarrerin im Pfarrsprengel Groß Schönebeck in der Schorfheide. 

„Sie sind unsere neue Pfarrerin? Aber wir haben doch schon eine!“ sagte ein Mann zu mir, nach meiner Wahl zur Pfarrerin. Das ist jetzt über zehn Jahre her. Es war eine ärgerliche Bemerkung. Ich selbst wurde von einer Pfarrerin konfirmiert, Ende der 1970er Jahre. Ihre Arbeit hat mich geprägt, ebenso meine Mentorin im Vikariat auf dem Dorf. Unbewusst arbeitete ich oft eher mit Frauen zusammen. Sie waren mir näher. Dass ich als Pfarrerin auf dem Land arbeite, war meine bewusste Entscheidung. Manchmal höre ich im Gemeindeleben Sätze wie: Sie als Frau verstehen das besser …. Ich nehme das als Kompliment. Und dass wir Frauen manchmal kritischer betrachtet werden als unsere männlichen Kollegen, erlebe ich oft. Die Gemeinden auf dem Land möchten, dass wir ihnen nahe sind. Das ist das Wichtigste für sie.

Sabine Röhm ist landeskirchliche Pfarrerin für die Feuerwehrseelsorge und Flughafenseelsorgerin.

Pfarrerin zu werden war für mich eine gute Entscheidung, mit der ich bis heute zufrieden bin. In meiner ersten Gemeinde war ich die erste Pfarrerin seit der Gründung 1895, daran musste sich manch eine*r erst einmal gewöhnen. Da der Pfarrberuf ein zeitaufwendiger und fordernder ist, stellt es zudem eine bleibende Herausforderung dar, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Aber ich könnte mir dennoch keinen anderen vorstellen; zu sehr bin ich mit Begeisterung und Herzblut dabei. Seit ich bei der Berliner Feuerwehr als Seelsorgerin arbeite werde ich öfter gefragt, ob denn diese Aufgabe in einer männerdominierten Arbeitswelt als Frau überhaupt machbar sei. Meine Antwort: Auf jeden Fall! Warum auch nicht? Ich habe daraus keine Nachteile und unserer Kirche und der Welt tun weibliche Impulse gut.

Ausgabe kaufen und weitere Antworten lesen.