Umfrage: Arbeitnehmer wollen familienfreundliche Arbeitszeiten
Wer arbeitet und zudem andere versorgen muss, wünscht sich einer Umfrage zufolge eine flexible Zeiteinteilung. In der Realität zeigt sich, dass besonders Frauen aktuell anders arbeiten, als sie es gern würden.
Wer sich um Kinder und Familie kümmert, wünscht sich laut einer aktuellen Bertelsmann-Umfrage flexible Arbeitszeit-Modelle. Bei der Umfrage zum Projekt “Spannungsfeld Vereinbarkeit: Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Menschen mit Sorgeverantwortung” zeigte sich, dass aktuell vor allem Frauen zeitlich anders arbeiten, als sie gerne würden, wie die Bertelsmann-Stiftung am Donnerstag in Gütersloh mitteilte.
Nach Angaben der Stiftung liegt die Erwerbstätigenquote von Frauen bei knapp 78 Prozent. Davon arbeite knapp die Hälfte in Teilzeit – obwohl ebenfalls rund die Hälfte zeitlich flexible Modelle favorisiere. Nur 38,3 Prozent der Frauen mit jüngeren und 29,9 Prozent mit älteren Kindern oder kinderlose sprachen sich für Teilzeit aus.
Laut Bertelsmann-Arbeitsmarktexpertin Luisa Kunze müssten trotzdem viele Frauen in Teilzeit bleiben: “Mütter können aufgrund stereotyper Aufgabenverteilung in der Partnerschaft nach dem Wiedereinstieg ins Berufsleben oft nur Teilzeit arbeiten.” Wer seine Arbeitszeit dann nicht flexibel aufstocken könne, stecke in einer “Teilzeitfalle”.
Starre Modelle und klassische Vollzeit seien bei beiden Geschlechtern unbeliebt. Weniger als 30 Prozent aller Befragten bevorzugten eine Stelle mit festen Arbeitszeiten. Den Angaben zufolge beurteilten die Befragten anhand von Muster-Stellenanzeigen deren Attraktivität unter anderem in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. 48,9 Prozent der Frauen und 47,6 Prozent der Männer bevorzugten Stellen, die sie wahlweise in Vollzeit oder in Teilzeit ausüben können.
Alternativ stünden flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten bei 45 Prozent aller Befragten hoch im Kurs. Feste Arbeitszeiten erreichten nur bei einem knappen Viertel der Frauen Zustimmung, bei Männern 29,2 Prozent.
Besonders beliebt seien Arbeitgeber, wenn sie ausdrücklich familienfreundlich agierten. Dies sei 44,3 Prozent der Frauen mit jungen Kindern im Haushalt wichtig. Von allen Befragten befürworten zudem – je nach Geschlecht und Altersgruppe – 36 bis 42 Prozent bei der Kinderbetreuung eine finanzielle Unterstützung durch den Arbeitgeber.
Laut Bertelsmann ist die Studie der erste Teil einer Veröffentlichungsreihe eines Projekts zur Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit bei Paaren, das die Universität Duisburg-Essen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Datengrundlage sei eine repräsentative Online-Befragung von 2.523 Frauen und Männern im erwerbsfähigen Alter (18-65 Jahre) zwischen dem 19. Dezember 2023 und dem 19. Januar.