Ultraorthodoxe israelische Demonstranten stürmen Rekrutierungsbüro
Einmal mehr protestieren strengreligiöse Juden in Israel gegen die Wehrpflicht. Dabei stürmten sie am Dienstag eine Militärbasis. Medien berichteten von chaotischen Szenen.
Bei erneuten Protesten strengreligiöser Juden gegen einen Einzug in die israelische Armee sind am Dienstag Dutzende Demonstranten in den Militärstützpunkt Tel HaSchomer in Kirjat Ono eingedrungen. Zuvor hatte die Polizei die Demonstration für illegal erklärt und mindestens sieben Personen festgenommen, wie israelische Medien berichteten.
Nach Angaben des Senders “Kanal 12” gelang es der Polizei zunächst nicht, das Eindringen der Menge in das Militärgelände zu verhindern. Ultraorthodoxe Kommentatoren bezeichneten den Zwischenfall als Kontrollverlust der Polizei.
Seit zwei Tagen protestieren ultraorthodoxe Männer teils gewaltsam vor Tel HaShomer gegen jüngste Einberufungsbescheide für rund 1.200 von ihnen. Am Montag waren laut Berichten nur etwa 30 Männer der Vorladung zur Rekrutierung gefolgt.
Mehrere ranghohe ultraorthodoxe Rabbiner hatten ihre Anhänger aufgerufen, nicht zur Einberufung zu erscheinen. Bei den Demonstranten handelte es sich laut Berichten um Mitglieder der radikalen ultraorthodoxen “Jerusalem-Fraktion”. Auf Plakaten bezeichneten sie die Einberufung von strengreligiösen Juden in die Armee als “Holocaust im Heiligen Land”. Andere erklärten auf Plakaten, sie würden “studieren bis zum Tod”.
Die Wehrpflicht von ultraorthodoxen Männern (Haredim) sorgt seit langem für Streit in Israel. Zuletzt hatte das Oberste Gericht geurteilt, dass es für eine allgemeine Wehrpflichtbefreiung für Haredim keine Rechtsgrundlage gebe. Daraufhin wurde die umgehende Rekrutierung von 3.000 Haredim angeordnet. Medienberichten zufolge gelten rund 67.000 Ultraorthodoxe als wehrdienstfähig.