Ukrainischer Bischof: Beerdigungen sind ein Triumph des Lebens

Wie gehen Ukrainer mit dem Tod eines Soldaten aus ihrer Familie um? Ein Geistlicher berichtet von seinen Erfahrungen auf einem Militärfriedhof. Begräbnissen kann er auch etwas Positives abgewinnen.

Beerdigungen sind nach Worten eines ukrainischen Weihbischofs ein Triumph des Lebens. Zu den Begräbnissen von gefallenen ukrainischen Soldaten kämen viele Kinder und Jugendliche, sagte der griechisch-katholische Geistliche Wolodymyr Hruza im Interview der Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. “Sie kommen, um zu trauern und Mitgefühl auszudrücken – aber auch, um zu zeigen, dass sie eine Zukunft haben wollen und dass man ihnen diese Zukunft nicht wegnehmen darf”, so der Weihbischof aus der westukrainischen Stadt Lwiw. “Und sie kommen, weil sie spüren: Dieser gefallene Soldat ist ein Held, er hat sein Leben gegeben, damit wir leben und dieses Land gestalten können.”

In Lwiw gibt es nach Worten des Geistlichen kaum einen Tag, an dem kein Soldat beerdigt wird. Meistens seien es mehrere. Wie viele Kriegstote er seit dem russischen Angriff schon beigesetzt habe, habe er nicht gezählt.

Gewöhnen könne er sich an die Beerdigungen nicht, so Hruza. “Ich kann nicht sagen: Gott sei Dank musste ich heute nur einen Soldaten beerdigen – gestern waren es drei. Denn jedes Leben ist wertvoll. Jedes Opfer bringt so viel Schmerz.”

Trotz der Trauer wird der Weihbischof nach eigener Aussage durch die Beerdigungen gestärkt. “Weil ich sehe, wie stark die Menschen am Grab sind. Klar, sie weinen und sind traurig. Aber sie sind da, halten ihren Schmerz aus – und versuchen sogar, andere zu trösten. Das ermutigt mich, weiterzuleben und weiterzuarbeiten in dieser schrecklichen Zeit – und jeden Tag zu nutzen, um etwas Gutes zu tun.”

Hruza rief dazu auf, nicht zu verzweifeln. “Denn wenn wir in Depression versinken, haben wir den Krieg schon verloren. Dann sind wir tot. Und das wollen die Gefallenen nicht.”

Mit der Beerdigung sei sein Auftrag nicht abgeschlossen. Damit beginne erst der lange Weg für die Familien. Er und andere Geistliche verbrächten viel Zeit auf dem Lwiwer Militärfriedhof, um mit den Angehörigen der gestorbenen Soldaten zu sprechen.