Ukrainische Autorin Tanja Maljartschuk erhält Bürger-Literaturpreis
Die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk erhält am kommenden Sonntag (5. Mai) in Bremerhaven den Jeanette-Schocken-Preis 2024. Der mit 10.000 Euro dotierte Bremerhavener Bürgerpreis für Literatur wird der in Wien lebenden Autorin im Deutschen Auswandererhaus überreicht, wie das Museum am Montag mitteilte. „Ihre Essays, Erzählungen und Romane zeichnet ein schmerzhafter Humor aus, mit dem sie wie beiläufig die Abgründe unserer gesamteuropäischen Geschichte aufdeckt“, urteilte die Jury.
Mit ihrem Essayband „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus“ füge die ukrainische Schriftstellerin der Geschichte der Gewalt in Europa die Erfahrung ihres Landes hinzu. Präzise beschreibe die 1983 in Iwano-Frankiwsk geborene Autorin die Auswirkungen von Russlands Expansionspolitik auf den Einzelnen über Generationen hinweg, hieß es. „Frei von Pathos, dafür mit tastender Geste und sprachlich klug verbindet sie persönliches Erleben mit dem erneuten Freiheitskampf ihres Landes und begibt sich zudem auf die Suche nach der jüdischen Vergangenheit der Ukraine.“
Der Schocken-Preis ist einzigartig in Deutschland. Die Preissumme wird nicht wie sonst üblich von einer Kommune, von Banken oder großen Wirtschaftsunternehmen aufgebracht, sondern allein durch Spenden Bremerhavener Bürgerinnen und Bürger. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre in mahnender Erinnerung an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten und an das Schicksal all jener Verfolgten vergeben, für die Bremerhaven oft die letzte Station auf der Flucht ins Exil war. 2021 ging die bis dato letzte Schocken-Auszeichnung an den US-Autor Eliot Weinberger.
Benannt ist die Auszeichnung nach Jeanette Schocken, der Witwe des Bremerhavener Kaufhausbesitzers Julius Schocken. Sie verhalf nach den Novemberpogromen von 1938 jüdischen Mitbürgern zur Ausreise. Wegen ihrer schwer erkrankten Tochter floh sie selbst nicht. Sie wurde im November 1941 nach Minsk deportiert und im Jahr darauf ermordet.