UKE benennt Hörsaal nach Ingeborg Syllm-Rapoport

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat den Hörsaal seiner Frauenklinik nach der Neonatologin Ingeborg Syllm-Rapoport benannt. Ein Schriftzug weist auf die Professorin hin, die am 13. Mai 2015 im Alter von 102 Jahren nachträglich ihre mündliche Prüfung zur Promotion an der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg abgelegt hatte, wie das UKE und die Wissenschaftsbehörde am Freitag mitteilten. Ingeborg Syllm war von 1937 bis 1938 am Israelitischen Krankenhaus Hamburg tätig und fertigte während dieser Zeit ihre Dissertationsschrift über Diphtherie an. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft wurde ihr die Einreichung der Dissertation und somit die Zulassung zur mündlichen Prüfung von der nationalsozialistischen Hamburger Hochschulbehörde verweigert.

Syllm emigrierte den Angaben zufolge damals in die USA, wo sie ihr vorklinisches Examen erneut ablegen und das gesamte klinische Studium nachholen musste. Sie erlangte den Medical Doctor und absolvierte ihre Ausbildung zur Kinderärztin in Baltimore und schließlich in Cincinnati, wo sie den Biochemiker Samuel Mitja Rapoport heiratete.

Im ärztlichen Alltag habe sie die Armut und die Unterdrückung der afroamerikanischen Bevölkerung unmittelbar erlebt, hieß es. Als Mitglieder der kommunistischen Partei der USA habe sich das Ehepaar gegen die Segregation engagiert. Ihre wissenschaftlichen Leistungen hätten die Rapoports zu Pionieren einer klinischen Labormedizin gemacht, die die Pädiatrie maßgeblich beeinflusste.

Während eines Forschungsaufenthalts in Tokio sei das Paar in das Visier des Komitees zur „Verfolgung unamerikanischer Umtriebe“ geraten. Öffentlich bedroht, sei Ingeborg Syllm-Rapoport kurz vor der Geburt ihres vierten Kindes mit der Familie nach Wien geflohen. 1952 habe die Familie nach Ost-Berlin in die DDR übersiedelt.

1959 habilitierte sich Syllm-Rapoport den Angaben nach an der Charité. Als erste Professorin für Neonatologie in Europa habe sie die Einrichtung einer Neugeborenen-Intensivstation organisiert, die Gesellschaft für Perinatologie zur Zusammenarbeit von Geburtshilfe und Pädiatrie geschaffen und damit ihre forschungs- und gesellschaftspolitische Tätigkeit auf die Senkung der Säuglingssterblichkeit konzentriert, was ihr internationale Beachtung eingebracht habe.