Übersetzer Hans Wolf mit Jacob-Grimm-Preis geehrt
Der Übersetzer Hans Wolf hat am Sonnabendabend den mit 30.000 Euro dotierten Jacob-Grimm-Preis der Eberhard-Schöck-Stiftung erhalten. Geehrt wurden in Baden-Baden auch Steffen Gailberger (Kiel) für sein Konzept „Leseband“ zur systematischen Leseförderung an Schulen sowie das in Koblenz und Darmstadt beheimatete „Liebesbriefarchiv“, wie die Eberhard-Schöck-Stiftung (Baden-Baden) mitteilte.
Wolf schaffe es, die Essenz eines Werks zu erfassen und diese so ins Deutsche zu übertragen, dass die Intention des Autors und die Stimmung des Werks bewahrt werde, sagte die Literaturwissenschaftlerin und Autorin Stefana Sabin in ihrer Laudatio. Kaum jemand beherrsche so gut das „kontrollierte Lavieren zwischen wörtlicher und idiomatischer Wiedergabe, zwischen geduldiger Auseinandersetzung mit dem Text und schöpferischer Annäherung“.
Der 74-jährige Wolf übersetzt englischsprachige Autoren wie Oscar Wilde, Cormac McCarthy, Richard Yates oder Arthur Conan Doyle ins Deutsche. Mit dem Preis soll die gesellschaftliche Sichtbarkeit und Wertschätzung von Übersetzern fremdsprachiger Literatur erhöht werden.
Steffen Gailberger, Professor an der Universität Kiel, erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Initiativpreis Deutsche Sprache. Durch sein Konzept hätten sich Hamburger Grundschüler bei der Lesekompetenz im Bundesvergleich vom drittletzten auf den drittbesten Platz 2021 verbessert, hieß es. Zuvor konnte den Angaben zufolge mehr als ein Viertel der Kinder am Ende der Grundschulzeit nicht sinnentnehmend lesen.
Der undotierte Institutionenpreis ging an das Liebesbriefarchiv mit Sitz in Koblenz und Darmstadt, in dem private und authentische Liebesbotschaften seit 1997 archiviert werden. Liebesbriefe seien immer auch Dokumente ihrer Zeit, sagte der Moderator und Kulturredakteur Hendrik Heinze in seiner Laudatio: „Was und wie zwei Liebende einander schreiben, gibt Auskunft über gesellschaftliche Verhältnisse und Konventionen.“
Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 jährlich von der Eberhard-Schöck-Stiftung gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt vergeben.