Überschäumend

Über den Predigttext zum Sonntag Exaudi: Epheser 3, 14-21

Predigttext
14 Deshalb beuge ich meine Knie vor der schöpferischen Kraft, 15 die jedes Volk im Himmel und auf Erden benannt hat. 16 Gott möge euch entsprechend dem Reichtum seiner Ehre geben, dass ihr mit Kraft durch Gottes Geist im Innern gestärkt werdet, 17 dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, in Liebe verwurzelt und begründet, 18 so dass ihr imstande seid, mit allen Heiligen zu begreifen, was die Länge und Breite und Höhe und Tiefe ist, 19 und die Liebe Christi zu erkennen, die die Erkenntnis übersteigt, so dass ihr mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt werdet. 20 Gott, die über alles hinaus überströmend mehr zu tun vermag als das, was wir mit der in uns wirkenden Kraft bitten oder denken, 21 sei Ehre in der Versammlung und in Christus Jesus bis in alle Geschlechter der ewigreichenden Ewigkeit. Amen.
Übersetzung: Bibel in gerechter Sprache

Was nun? Er ist weg. Jetzt tatsächlich! Entschwunden in die himmlischen Weiten. Lange blicken wir ihm noch nach, bis wir uns lösen können und den Blick wieder auf die Erde lenken. Befangen in dem, was wir gerade erlebt haben und in den Wochen zuvor, machen wir uns auf den Weg hinab vom Berg. Zögernd, immer wieder drehen wir uns um, schauen nach oben. Aber da ist nichts mehr. Nur noch das Blau des Himmels. Der Alltag hat uns wieder. Was nun?

War das wirklich alles geschehen? Oder sind wir Wahnvorstellungen unterlegen in unserem Unglück, hineingestürzt durch den Tod Jesu? Haben wir Hirngespinste entwickelt, weil wir gescheitert sind mit der Idee von einer gerechteren und friedlichen Welt? Weil wir es nicht zulassen wollten, dass die alten Missstände die einzige Alternative sein sollten? Die Armen bleiben arm, die Außenseiter bleiben es auch. Die Erde weiter durch Krieg und Ausbeutung geschändet wird. Macht durch Gewalt weiter das letzte Wort haben wird. Reich, jung und erfolgreich das Leitbild bleiben wird!

Die Frauen haben damit angefangen. Sie kamen vom Grab zurück und waren außer sich: Jesus lebt. Nichts ist vorbei! Es ist anders, aber nicht vorbei. Gott bleibt an unserer Seite. Gerechtigkeit und Frieden sind nicht verloren. Wir sind jetzt dran! Maria von Magdala besonders, und wir sahen nahezu Jesus vor uns, als sie uns verkündigte: „Begreift doch! Gott, die über alles hinausströmend mehr zu tun vermag als das, was wir mit der in uns wirkenden Kraft bitten oder denken, sei Ehre in Ewigkeit. Wir sind in ihm und Gott in uns!“

Wir waren beeindruckt von diesen verwandelten, von Leben sprühenden Frauen. Aber, nein, wir waren nicht überzeugt. Wir spürten diese Kraft nicht, spürten Gott nicht in der Nähe. Wir fühlten uns leer, Resignation und Furcht behielten die Oberhand.

Doch dann waren es nicht mehr nur die Frauen, die solch besondere  Begegnung hatten. Die Zwei, die nach Emmaus flüchteten in ihrer Verzweiflung, erzählten in Jerusalem zurück von dem Mann, der sie auf ihrem dunklen Weg begleitet hat. Er sprach mit ihnen, wie Balsam wirkten seine Worte. Sie waren auf wundersame Weise getröstet.  Er ließ sich einladen, aß mit ihnen. Als er das Brot brach, erkannten sie in ihm Jesus selbst. Dann war er wieder verschwunden.

Ganz besonders war die Begegnung am See. So viele Fische haben sie gefangen nach der anfänglichen Pleite. Sie haben einfach nur dem Rat des Mannes am See vertraut und die Netze noch einmal ausgeworfen. Dann das gemeinsame Essen, Brot und Fische, die er ihnen auf dem Feuer bereitet hatte. Noch heute konnten sie riechen, wie es warm und hell nach Leben duftete. Und Johannes kniete hin, breitete seine Arme aus. Wir hörten ihn jubeln:

„Ich beuge meine Knie vor der schöpferischen Kraft! Im Inneren gestärkt, wohnt Christus, durch den Glauben in meinem Herz, in Liebe verwurzelt und begründet.“
Ja, wir sind wieder im Alltag angekommen, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Herunter vom Berg, weit weg vom See. Was tun?

Nein, es waren keine Wahnvorstellungen, keine Hirngespinste! Ostern hat sich ereignet und wir waren dabei! Auch wenn der Alltag in dieser Zwischenzeit, in diesem Dazwischen-Sein zwischen Himmelfahrt und Pfingsten uns die Euphorie nimmt und uns zweifeln lässt an dem Erfahrenen. Ostern mit seiner großen Hoffnung will im Alltag bewahrt werden mit der Kraft des Geistes, die wir an Pfingsten erwarten und feiern.

Es ist nicht vorbei! Wir lassen es uns nicht nehmen und ermuntern uns gegenseitig: „Die ganze Fülle Gottes will uns erfüllen, überströmend und mit uns wirken in die Welt hinein, ewigreichend. Gerechtigkeit und Frieden sollen sich küssen!“