Überreste zerstörter Synagoge in Marienbad werden untersucht
Im westböhmischen Marianske Lazne (Marienbad) werden derzeit die Überreste einer ehemaligen Synagoge erforscht. Das berichtet Radio Prag (Donnerstag). Das jüdische Gotteshaus wurde von den Nationalsozialisten während der sogenannten Reichspogromnacht am 9. November 1938 geplündert und niedergebrannt. In den Ruinen habe man farbige Scherben mit hebräischen Inschriften sowie die Überreste einer Mikwe, eines jüdischen Ritualbads, gefunden.
Nach dem Abriss des in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichteten Gebäudes war das Grundstück laut Bericht bis jetzt unbebaut. Vor kurzem habe es nun ein privater Investor erworben. Ein tschechisch-jüdischer Geschäftsmann wolle auf den erhaltenen Fundamenten eine neue Synagoge errichten, hieß es.
1930 hatte der Kurort Marienbad gut 7.000 Einwohner; davon waren 93 Prozent deutsch- und 7 Prozent tschechischsprachig. Nach dem Münchner Abkommen und der anschließenden Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen ab 1. Oktober 1938 wurden Stadt und Region dem deutschen sogenannten Reichsgau Sudetenland zugeschlagen.
Der Zweite Weltkrieg bedeutete mittelfristig ein Ende des internationalen Kurbetriebs. 2021 wurde Marienbad zusammen mit zehn anderen Kurorten Europas als „Great Spas of Europe“ in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen.