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“Das Überleben der Langsamsten” – Arte-Doku über gemächliche Tiere

Schnelligkeit als Vorteil – in der Natur gilt das nicht immer. Mitunter erweist sich auch Langsamkeit als Stärke. Eine Arte-Doku stellt gechillte Tiere vor.

Faultiere verbrauchen extrem wenig Energie, wenn sie im Baum hängen
Faultiere verbrauchen extrem wenig Energie, wenn sie im Baum hängenAttaboy TV / Mega Fun

Schneller, höher und weiter – so sieht der rastlose Alltag vieler Menschen aus. Auch in der Natur kann diese Strategie über Leben und Tod entscheiden. Doch es geht auch anders: Einige Tiere haben zum Überleben andere Techniken entwickelt und lassen sich nicht hetzen. Die Arte-Dokumentation “Das Überleben der Langsamsten” zeigt am Donnerstag, 11. September, um 20.15 Uhr starke Bilder von Seepferdchen, Schildkröten und Schnecken, kombiniert mit neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Neugier und ein tiefer Respekt vor der stillen Genialität der Natur sind für Filmemacher Andrew Shaw seit mehr als 23 Jahren ein Kennzeichen seiner Arbeit. So kam der britische Filmemacher auch auf die Idee, einen Film über das Überleben langsamer Tiere in einer schnelllebigen Welt zu produzieren. Seine Dokumentation “Das Überleben der Langsamsten” – im Original: “Survival of the Slowest” – hat laut Shaw seine Wertschätzung für Geduld, Präzision und Anpassungsfähigkeit in der Natur vertieft.

Faultier – das langsamste Säugetier der Welt

Für die Doku reiste Andrew Shaw mit kleinem Team zu einigen langsamen Zeitgenossen in der Tierwelt. Eine Station war Costa Rica in Mittelamerika. Das Land beheimatet rund 500.000 Tier – und Pflanzenarten. Dort lebt auch das vermutlich langsamste Säugetier der Welt, das Faultier (englisch Sloth). Shaw trifft dort die Biologin Rebecca Cliffe, die seit 15 Jahren Faultiere erforscht. Sie ist Gründerin von “The Sloth Conservation Foundation”.

Auch die Rundschwanzseekuh lässt sich nicht hetzen
Auch die Rundschwanzseekuh lässt sich nicht hetzenAttaboy TV / Mega Fun

Inmitten des tropischen Regenwaldes spürt Cliffe in den Baumwipfeln ihre Lieblinge auf. “Faulheit bedeutet in allen Sprachen der Welt immer etwas Schlechtes und leitet sich von der Todsünde Trägheit ab”, erklärt die Forscherin. Aber 64 Millionen Jahre Evolution hätten Faultiere perfekt für das Leben in Baumkronen gemacht. Diese hätten eine “wirklich geniale und effiziente Lebensweise, von der wir Menschen so viel lernen sollten”, findet Cliffe.

Genaues Hinsehen war für Expertinnen und Filmteam auch gefragt beim Besuch in Tampa Bay, im US-Bundesstaat Florida. Die dort in Küstennähe lebenden Seepferdchen passen ihr Aussehen an den Lebensraum an. Etwa 57 Arten leben dort. Ihre Größe reiche von der eines Fingernagels bis zu 30 Zentimetern, wie Sarah Foster im Film erläutert. Die Meeresbiologin und Artenschutz-Expertin forscht seit 20 Jahren über diese Kleinsttiere des Wassers.

Wie Seepferdchen Krebse jagen

Anschaulich zeigt der Film, wie Seepferdchen als Fleischfresser ihr bevorzugtes Beutetier – den sehr schnellen Ruderfußkrebs – mit einer sehr entschleunigten Jagdtechnik erlegen. So können können sie etwa wie ein Chamäleon ihre Augen unabhängig voneinander bewegen, und mit ihrer 360-Grad-Sicht die Krebse in ihrer Nähe überhaupt ausfindig machen.

Dazu liefert die ZDF-Dokumentation, die als Erstausstrahlung bei Arte gesendet wird, auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Schnecken. Shaw besucht dazu die Biologin Jann Elizabeth Vendetti im Lynn Canyon im kanadischen British Columbia. Schnecken seien in den verschiedensten Lebensräumen der Welt anzutreffen, vom Meer bis zur Wüste. “In fast jedem Lebensraum, den man sich vorstellen kann, hat sich eine Schnecke entwickelt, die dort leben kann”, erklärt Vendetti.

Arte-Doku: Interessant und kurzweilig

Starke Aufnahmen aus natürlichen Lebensräumen zeichnen die interessante wie kurzweilige Doku aus. Shaw ist es ein Anliegen, “dass das Publikum einen neuen Respekt für die Übersehenen, die Außenseiter und die Unterschätzten gewinnt”, wie er im Austausch mit der Katholischen- Nachrichten-Agentur (KNA) verrät. Beruflich faszinierten ihn Geschichten, “die konventionelle Denkweisen in Frage stellen”.

Der in Yorkshire lebende Filmproduzent und Autor versteht seinen Film nach eigenen Worten als Hommage an die stille Weisheit der Natur. Er stellt in seinem Beitrag zugleich die Vorstellung in Frage, dass die Maxime “schneller, stärker oder aggressiver” automatisch immer besser bedeutet. Stattdessen verdeutlicht sein Film, wie Langsamkeit eine Stärke sein kann – eine evolutionäre Strategie, die Langlebigkeit, Stabilität und Widerstandsfähigkeit fördert.

Arte zeigt die Doku “Das Überleben der Langsamsten” am Donnerstag, 11. September, um 20.15 Uhr.