Über uns das All
Die Bewahrung der Schöpfung liegt in der aktiven Verantwortung der Menschen. Bei einem Studientag vom Amt für kirchliche Dienste (AKD) werden Erkenntnisse und Fragen rund um dieses Thema erörtert. Sibylle Sterzik sprach darüber mit Andrea Richter, Studienleiterin für Spiritualität beim AKD.
Frau Richter, warum hat der Film „Reise des Universums“ Sie inspiriert, den ersten Studientag „Ökologie und Spiritualität“ der EKBO zu veranstalten?
Der Film hat mich emotional sehr berührt. Er schlägt eine Brücke zwischen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und spirituellen Menschheitserfahrungen. Mein älterer Bruder studierte Astrophysik und hat mich als Kind manchmal ins Berliner Planetarium am Insulaner mitgenommen. Die Vorträge mit den fantastischen Bildern des Alls gehören zu meinen ersten spirituellen Erfahrungen. Die Faszination des Universums und die Frage nach den großen Zusammenhängen hat mich bis heute nicht losgelassen. Die Verantwortung für das Weltenhaus fordert gleichermaßen eine spirituelle Grundhaltung und ökologische Orientierung.
An wen richtet sich der Studientag und was steht auf dem Programm?
Der Studientag ist offen für alle neugierigen Menschen. Inhaltlich ausgerichtet ist er auf Menschen, die selbst pädagogisch in der Schule und/oder den Gemeinden tätig sind. Neben Impulsen aus der christlichen Mystik, einem Blick auf die aktuelle religionspädagogische und theologische Diskussion steht das gemeinsame Schauen des Films im Mittelpunkt. Die Veranstaltung ist als „work in progress“ konzipiert. Wir setzen auf die Intelligenz der Gruppe und sind gespannt, welche Themen sich in der Diskussion ergeben.
Was möchten Sie und Ihr Team – Georg Wagener-Lohse und Susanne Schröder – bei diesem Studientag vermitteln?
Zuallererst wollen wir für das Thema begeistern. Wir wollen aber auch zeigen, dass Theologie und Spiritualität etwas Wesentliches zu dem Diskurs über das Klima und die Ökologie beizutragen haben, zum Beispiel dass alles Leben nur auf Beziehungen und nicht vor allem auf Konkurrenz basiert.
In welchen Gruppen ist der Film einsetzbar?
Der Film ist in sieben Kapitel unterteilt und mit didaktischem Begleitmaterial für den Schulunterricht ab 15 Jahren oder die Gemeindearbeit aufbereitet worden.
Wo sehen Sie persönlich die Verbindung zwischen dem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und der Spiritualität?
Solange ich denken kann, ist mir das Gefühl der Verletzbarkeit des Kosmos sehr bewusst. Als Christin glaube ich, dass hinter den unendlichen Weiten des Alls und der Schönheit unseres Planeten Erde der Wille des liebenden Schöpfers steht. Es geht an ihm nicht spurlos vorüber, wenn seine Welt und das Leben auf ihr verletzt, ausgebeutet und zerstört werden. Gott selbst leidet an den Leiden der Erde. Um das an sich heranzulassen, braucht es eine geistliche, eine spirituelle Haltung und Lebensgestaltung.
Sind weitere Initiativen geplant?
Das Thema wird uns das ganze Jahr über begleiten. Vom 27. April bis zum 2. Mai gibt es einen Kurs im Kloster Lehnin: Einübung in eine ökologische Spiritualität. Wir möchten Menschen aus verschiedenen Kirchen für den Weg einer gemeinsamen Erfahrung gewinnen.
Reise des Universums. Erster Studientag Ökologie und Spiritualität. Kostenfreies Onlineseminar über Zoom. Montag, 22. Februar, 9.30–15.30 Uhr. Anmeldung unter www.akd-ekbo.de/kalender/die-reise-des-universums.
„Reise des Universums“ (USA?2011), Regie: David Kennard, Patsy Northcutt, Matthias-Film. Der Film basiert auf dem Buch „Journey of the Universe“ des Evolutionsphilosophen Brian Swimme und der Religionswissenschaftlerin Mary Evelyn Tucker.
Andrea Richter ist Studienleiterin und Beauftragte für Spiritualität in der EKBO beim Amt für kirchliche Dienste.