Über Pop-up-Taufen und trendige Sprüche

Taufhotline und Taufen im Schnelldurchlauf sind zu kurz gedacht. Ein Kommentar.

Symbolfoto: Die Taufe
Symbolfoto: Die Taufeepd-bild/Jens Schulze

In der „Berliner Zeitung“ vom 15. März habe ich die Notiz ge­funden, die EKBO habe für Interessierte, die Fragen zur Taufe haben, eine „Taufhotline“ eingerichtet. Unter dem Motto „Weil Taufe … ein kurzer Draht zum Universum ist“. Wer erfindet solche wohlfeilen, trendigen Sprüche? Wer lässt sie als öffentliche Äußerung unserer Kirche zu? Ist das „dem Volk aufs Maul geschaut“, im Sinne von ­Martin Luther? Bisher dachte ich, unsere Taufe sei, wenn überhaupt, „ein kurzer Draht für unseren ­Einstieg in die weltweite Gemeinde Jesu Christi, seines Wortes und ­Weges“?

Darüber hinaus solle zum Ostersonntag ein „Pop-up-Tauffest“ stattfinden, bei dem „Gläubige sich im Schnelldurchlauf taufen lassen können“.

KI und Wasserspritzer aus dem Automaten?

Warum nicht gleich dem ­„Segensautomaten“ der Hessisch-Nassauischen Landeskirche entsprechend auch einen „Taufautomaten“? Einige passende Worte werden ihnen dank künstlicher ­Intelligenz zusätzlich zu drei ­Wasserspritzern schon einfallen.

So könnten wir viel Papier für auf­wendige Tauf-Agenden einsparen und die Last des Nachdenkens ­darüber erheblich erleichtern, was wir da tun, wenn wir taufen, wie es uns zum Beispiel Karl Barth mit seiner kirchlichen Dogmatik IV 4, „Die Taufe als Begründung des christ­lichen Lebens“, nahegelegt hat.

Man kann ja nie wissen

Als Vikar habe ich bei einem Taufgespräch mitgehört: „Machen wa uns doch nüscht vor: Wenn ich ’n Paten brauche, sprech ick bei de Markthalle irgendjemanden an: ‚Hier haste nen Fünfer, mach mal ’n Paten‘.“ Später, in einer anderen Ecke von Berlin-Kreuzberg, brachte uns ein Hauswart drei Jahre hintereinander ein Kind zur Taufe. Jedes Kind von einer anderen Mutter. Beim dritten Kind sagte er: „Wissen se, Herr Pfarra, ick gloobe zwar nich dran. Aba man kann ja nie ­wissen – nachher jibt’s den lieben Jott doch, un denn steh ick da und kieke blöd.“

Das war wenigstens ehrlicher und klarer als „kurzer Draht zum Universum“ und „Pop-up-Tauffest im Schnelldurchlauf“. Ich werde ­jedenfalls auch weiterhin nicht „im Namen des Universums“ taufen.

Jürgen Wehrmann ist Pfarrer im Ruhestand in Berlin.