Tunesien: Inhaftierte Oppositionelle treten in Hungerstreik

Die sechs inhaftierten Oppositionspolitiker gehören unterschiedlichen politischen Lagern an und wurden vor einem Jahr verhaftet. Sie fordern mit dem Hungerstreit ihre Freilassung.

Tunesische Oppositionsparteien gehen auf die Straße und demonstrieren am Tag der Revolution in Tunis (Archivbild)
Tunesische Oppositionsparteien gehen auf die Straße und demonstrieren am Tag der Revolution in Tunis (Archivbild)Imago / ZUMA Wire

In Tunesien sind sechs inhaftierte Oppositionelle in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. In einer über ihr Unterstützernetzwerk verbreiteten Erklärung fordern sie ihre Freilassung, die Einstellung der Ermittlungen sowie ein Ende der Einmischung der Regierung in die Justiz. „Die Verhaftungen haben zum Ziel, die Oppositionellen zum Schweigen zu bringen“, schreiben sie.

Die inhaftierten Oppositionspolitiker Issam Chebbi, Jawher Ben Mbarek, Ghazi Chaouachi, Khayem Turki, Abdelhamid Jelassi und Ridha Belhaj gehören unterschiedlichen politischen Lagern an und wurden vor einem Jahr verhaftet. Seitdem sitzen sie in Untersuchungshaft. Ihnen werden eine Verschwörung gegen den Staat und Umsturzpläne vorgeworfen.

Behörden untersagen Berichterstattung über Inhaftierte

Ihre Verteidiger beklagen, dass die Vorwürfe gegen die Kritiker von Präsident Kais Saied politisch motiviert seien und die Ermittlungsbehörden nichts gegen sie in der Hand hätten. Insgesamt sitzen in Tunesien nach Angaben von Anwälten rund 60 Personen in 15 verschiedenen Fällen wegen Verschwörungs- und Komplottvorwürfen in Untersuchungshaft. Die Behörden äußern sich nicht öffentlich zu den Fällen und haben den Medien in dem größten Verfahren, das auch die nun in den Hungerstreik getretenen Inhaftierten betrifft, die Berichterstattung untersagt.

Präsident Saied war 2019 mit großer Mehrheit zum Präsidenten Tunesiens gewählt worden. Im Sommer 2021 rief er den Notstand aus und riss nach und nach weite Teile der Macht an sich. Er regiert zunehmend autoritär.