Türme der Marien-Kirche müssen saniert werden

Jetzt geht’s los: Die Türme der Marienkirche in Lübeck bekommen eine Schönheitskur. Doch das ist nicht ganz billig.

Die Lübecker Marienkirche
Die Lübecker MarienkircheKonrad Wothe / epd

Lübeck. Die beiden Türme der Lübecker Stadtkirche St. Marien müssen im nächsten Jahr saniert werden. Die Kosten werden auf eine Million Euro geschätzt. Jetzt wurden in der gotischen Backsteinkirche der Sanierungsplan vorgestellt und die Spendenaktion eröffnet. Im Jahr 2020 sollen die Türme nach Angaben des Kirchenkreises wieder ohne Gerüst zu sehen sein. 
Die anstehende Sanierung der beiden 125 Meter hohen Türme hat bereits einen längeren Vorlauf. In einer fünfjährigen Beobachtungszeit wurden die Rissbewegungen im Mauerwerk, die chemischen und statischen Ursachen für die Schäden und die Feuchtigkeit in den Mauern untersucht. Allein diese Untersuchungen kosteten rund 450.000 Euro. 

Rätsel um Risse

Problem für die Statiker ist, dass sich in den Türmen viele Risse gebildet haben, so dass Feuchtigkeit eindringt und so weitere Schäden verursacht. Ein immer wiederkehrender Riss, der den Experten lange ein Rätsel war, soll durch eine "Soll-Riss-Fuge" aus Ziegel und Gipsmörtel geschlossen werden, um das Mauerwerk vor eindringendem Wasser zu schützen.  
Zur Ausbesserung der Risse muss das Mauerwerk etwa 60 Zentimeter tief geöffnet und neu aufgemauert werden. Abschließend wird alles mit einem speziell angefertigten Hochbrandgipsmörtel wieder verfugt. Zusätzlich werden am Mauerwerk rund 200 Quadratmeter schadhafte Fugen ausgebessert. 
Sorgen bereiten den Architekten auch die Granitquader im Turm. Durch das Eigengewicht des Turmes und der ungenügenden Einbindung zum Ziegelmauerwerk drücken sich 82 Granitquader an einigen Stellen der Turmecken heraus. Sie sollen durch Edelstahlanker befestigt werden. Außerdem müssen 49 mittelalterliche Anker entrostet werden. Dazu muss das Mauerwerk entfernt und anschließend wieder neu aufgemauert werden. 

Bürgermeister wird Schirmherr

Für sämtliche Mauerarbeiten werden nach Angaben des Kirchenkreises 19.250 Steine benötigt, davon 30 Formsteine. Außerdem müssen 1.500 Quadratmeter der Fassade mit Hand und Bürste gereinigt werden. Die Gesimsabdeckung muss ausgebessert werden, damit kein Regen eindringt. 
Neuer Schirmherr des Spendenprojekts "Sieben Türme will ich sehen" ist Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). Finanziert wird die Sanierung durch Kirchensteuermittel des Kirchenkreises und die Unterstützung von Lübecker Stiftungen. Etwa ein Drittel der Kosten trägt die St. Marien-Gemeinde. 
Die St. Marien-Kirche ist eine der drei größten Kirchen Deutschlands und wurde von 1277 bis 1351 erbaut. Sie gilt als "Mutterkirche der Backsteingotik", weil sie Vorbild für 70 weitere Kirchen im Ostseeraum wurde und gehört zum Unesco-Welterbe der Lübecker Altstadt. (epd)