Der neue US-Präsident Donald Trump setzt den Rotstift an: Bundesbeschäftigte, die für mehr Vielfalt am Arbeitsplatz sorgen sollten, verlieren reihenweise ihre Jobs. Auch die Privatwirtschaft vollzieht eine Kehrtwende.
Elon Musk ist Donald Trumps Vollstrecker. Der Tech-Milliardär hat den Auftrag des Präsidenten, die US-Bundesregierung zu modernisieren und Kosten drastisch zu senken. Zu den in die Wege geleiteten Maßnahmen gehört das Ende der Finanzierung sogenannter DEI-Programme. Das Kürzel steht für Diversity, Equality und Inclusion (Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion).
Befürworter der staatlichen Förderung gesellschaftlicher Vielfalt am Arbeitsplatz berufen sich auf ein Gesetz gegen Diskriminierung aus dem Jahr 1964. Es soll Benachteiligung wegen Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung unterbinden. Doch aus Sicht der neuen Trump-Regierung schießen die entsprechenden Förderprogramme mittlerweile weit übers Ziel hinaus. Sie seien “radikal und verschwenderisch” und hätten in den vergangenen Jahren zu unzulässiger Bevorzugung geführt, so die Argumentation. Der Leistungsgedanke sei in den Hintergrund gerückt.
Musk soll dem ein Ende setzen. Er und seine Helfer der Sonderabteilung DOGE (Department of Government Efficiency) setzen überall rigoros den Rotstift an, wo sie unnötige staatliche Ausgaben wittern. Dabei machen sie vor den DEI-Initiativen nicht halt. Als rechtliche Grundlage dient ihnen eine Anordnung des Präsidenten.
Laut einem Bericht der “Washington Post” gehen die DOGE-Mitarbeiter nach einem bestimmten Schema vor. Zunächst durchforsteten sie in einer ersten Recherchephase Personal und Struktur von 131 Regierungsbehörden nach Begriffen wie Vielfalt, Gleichheit, Inklusion, DEI und Gerechtigkeit. In Phase zwei sollen die Beschäftigten der zuständigen Abteilungen beurlaubt, Bundesverträge und -zuschüsse für die einschlägigen Programme gestrichen werden. In der dritten Phase ist bis Mitte Juli eine weitere Entlassungswelle vorgesehen. Juristische Auseinandersetzungen werden dabei bewusst in Kauf genommen.
Das kontroverse Vorgehen wird nicht zuletzt von der Privatwirtschaft genau beobachtet. Zahlreiche Konzerne schwenken auf den Trump-Kurs ein. Große Unternehmen wie Goldman Sachs, Google, Meta, Amazon, McDonald’s, Ford und Harley-Davidson haben ihre Anti-Diskriminierungs-Richtlinien zuletzt gelockert oder ganz gestrichen. Auch der deutsche Discounter Aldi Süd, der seine Präsenz auf dem US-Markt ausbaut, passte seine Vorgaben an und entfernte die Inklusionsregeln von seinem US-Karriereportal. Stattdessen wirbt das Unternehmen jetzt mit dem Begriff der Chancengleichheit.
Der Unterhaltungsriese Disney greift auf andere Mittel zurück, um sich an die veränderten politischen Gegebenheiten anzupassen. Bisher eingeblendete Warnungen vor Beginn von beliebten Film-Klassikern, denen rassistische Stereotype zugeschrieben wurden, will der Konzern ersatzlos streichen. Die Filme würden demnächst wieder “in ihrer ursprünglichen Form präsentiert”, kündigte Disney an. Betroffen sind unter anderem das “Dschungelbuch” und “Peter Pan”.
Die wachsende Ablehnung von Diversitätsprogrammen äußert sich derzeit vor allem im Internet. Mehrere einflussreiche Online-Aktivisten wie der konservative Robby Starbuck üben Kritik an den bisherigen Initiativen etlicher Unternehmen. Zentraler Vorwurf: Sie entsprächen nicht den Werten von Kunden und Gesellschaft. Ob das so stimmt, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew vom vergangenen Herbst hielt immerhin noch eine knappe Mehrheit der angestellten US-Amerikaner (52 Prozent) DEI-Programme bei der Arbeit grundsätzlich für eine “gute Sache”.
Ein Grund vielleicht, warum die Handelskette Costco an ihrem eigenen Programm festhält. Nach aktuellem Stand hat der Konzern dafür die Rückendeckung der Aktionäre. Erst kürzlich sprachen sich die Anteilseigner klar gegen eine Abschaffung der Diversitätsrichtlinien aus.