Der Beschuss einer katholischen Kirche in Gaza durch einen israelischen Panzer hat weltweit Kritik ausgelöst. Und eine ungewöhnliche Kette von Telefonaten auf allerhöchster Ebene.
Nach dem Beschuss der katholischen Kirche in Gaza durch einen Panzer seiner Armee hat sich Israels Premier Benjamin Netanjahu um Schadensbegrenzung bemüht. Wie der Vatikan mitteilte, rief der Regierungschef am Freitag persönlich Papst Leo XIV. in dessen Residenz in Castel Gandolfo an, um über den Vorfall zu sprechen.
Bereits am Donnerstag hatten in Israel Streitkräfte, das Außenministerium und das Büro des Premierministers den Vorfall in schriftlichen Erklärungen bedauert. Sie betonten übereinstimmend, dass Israel Zivilisten schützen und keine religiösen Stätten angreifen wolle.
In dem Telefonat am Freitagmorgen erneuerte der Papst laut Vatikan seinen Appell für einen Waffenstillstand und für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges. Weiter drückte der Papst demnach seine große Sorge über die dramatische humanitäre Situation der Bevölkerung im Gazastreifen aus, deren erschütternden Preis insbesondere Kinder, alte und kranke Menschen zahlen müssten. Abschließend habe Leo XIV. die Notwendigkeit betont, Gotteshäuser und Gläubige sowie alle Menschen in Palästina und Israel zu schützen.
Am Donnerstag hatte ein israelisches Panzergeschoss die einzige katholische Kirche in Gaza getroffen, wo seit Kriegsausbruch Hunderte Menschen Zuflucht gefunden haben. Die Kirche wurde beschädigt, es gab Tote und Verletzte. Am Donnerstagabend reagierte Papst Leo XIV. zunächst mit einem Beileids-Telegramm.
Darin hieß es, er sei tief betrübt über die Todesfälle und die Verletzungen “durch eine militärische Attacke”. Der Papst verzichtete darauf, Israels Armee als Schuldigen zu nennen – offenbar, weil man im Vatikan der Erklärung folgte, dass es sich um ein Versehen gehandelt habe.
Das Büro von Premierminister Netanjahu reagierte mit einem ungewöhnlichen Dank an Papst Leo für seine “Worte des Trostes”. Zugleich war in dem Text von tiefem Bedauern die Rede. Wörtlich hieß es: “Israel bedauert sehr, dass verirrte Munition die Kirche der Heiligen Familie getroffen hat.” Jedes unschuldige Todesopfer sei eine “Tragödie”. Und weiter: “Wir teilen die Trauer der Familien und der Gläubigen.” Israel untersuche den Vorfall und bemühe sich weiterhin darum, Zivilisten und religiöse Stätten zu schützen.
Offenbar hatte zuvor US-Präsident Donald Trump bei der Telefon-Diplomatie eine aktive Rolle gespielt. In Washington teilte Regierungssprecherin Karoline Leavitt mit, dass Trump Netanjahu angerufen habe, als er von dem Vorfall mit der Kirche erfahren habe. Trump habe in dem Gespräch “nicht positiv” auf die Nachricht aus Gaza reagiert.
Unterdessen reisten die beiden ranghöchsten christlichen Geistlichen im Heiligen Land zu den notleidenden Menschen im Gazastreifen. Kardinal Pierbattista Pizzaballa und das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen, Patriarch Theophilos, wollten unter anderem 500 Tonnen Hilfsgüter dorthin bringen, hieß es aus dem italienischen Außenministerium.
Papst Leo telefonierte auch mit den beiden Patriarchen und sprach abermals “allen unschuldigen Opfern in dieser Zeit des Schmerzes im Heiligen Land und im gesamten Nahen Osten” sein Mitgefühl aus. Er bete für den Frieden und setze sich unermüdlich dafür ein, denn nur im Frieden könnten alle Beteiligten ihre Menschlichkeit bewahren.
Zudem rief der Papst den Ordensoberen des bei dem Angriff verletzten Geistlichen Gabriel Romanelli an. Der aus Argentinien stammende Romanelli ist der einzige katholische Pfarrer im Gaza-Streifen. Dort leben rund tausend Christen inmitten einer überwiegend islamischen Bevölkerung.
Unterdessen wurde bekannt, dass auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ein Telefonat mit Israels Ministerpräsident Netanjahu führte. Dabei bekräftigte er seine Hoffnung auf einen baldigen Waffenstillstand im Gazastreifen sowie die sofortige Freilassung aller Geiseln. Es brauche eine tragfähige Nachkriegsordnung und bis dahin Zugang für humanitäre Hilfe, “die auf sichere und menschenwürdige Weise” die Menschen im Gazastreifen erreichen müsse.