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Trotz mehr Kirchensteuer – Lage für Münchner Erzbistum herausfordernd

Der Einbruch bei der Kirchensteuer ist erst mal überwunden. Die Münchner Erzdiözese rechnet in den kommenden Jahren aber nicht damit, dass dieser Trend anhält. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Die Erzdiözese München und Freising kann 2024 wieder deutlich mehr Kirchensteuereinnahmen verbuchen als im Jahr davor. Sie stiegen um rund 28 Millionen Euro auf 645 Millionen Euro, wie Finanzdirektor Markus Reif am Donnerstag in München bei der Haushaltspressekonferenz des Erzbistums mitteilte.

Die Nachricht samt des positiven Jahresergebnisses von rund 146 Millionen Euro löste nur verhaltenen Optimismus aus. Die Entwicklung der wichtigsten Einnahmequelle sei alles in allem leicht negativ, hieß es. So resultiere das Ergebnis vor allem auf einem signifikanten Anstieg der Kirchensteuer auf Kapitalerträge. Dazu komme ein erheblich besseres Clearingergebnis. In diesem Verfahren gleichen die deutschen Bistümer die eingegangenen Zahlungen untereinander aus. Zunächst wird die Kirchensteuer von Arbeitnehmern von jener Diözese eingezogen, wo der Arbeitgeber seinen Sitz hat. Maßgeblich ist aber der Wohnsitz des Arbeitnehmers.

Amtschefin Stephanie Herrmann erklärte, die Rahmenbedingungen blieben herausfordernd. Man stehe weiter vor der Aufgabe, “steigende Ausgaben und sinkende Einnahmen in Einklang zu bringen”. Dies verschärfe sich durch die Inflation, die Wirtschaftsexperten zufolge zu einem immer größer werdenden Abstand zwischen Nominal-Einnahmen und preisbereinigten Einnahmen führe. Dazu komme, dass die geburtenstarken Jahrgänge allmählich in Rente gingen und die Kirchenmitglieder weniger würden, auch wenn die Zahl der Austritte zuletzt rückläufig gewesen sei.

Herrmann betonte, die Kirche wolle präsent bleiben und Schwerpunkte setzen. So verwies die Amtschefin darauf, dass die Nachfrage nach Angeboten der Glaubensorientierung hoch seien, Gleiches gelte für die Anmeldezahlen an Schulen der Erzdiözese.

Die Kirche steht nach den Worten von Generalvikar Christoph Klingan, Stellvertreter des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx, vor der entscheidenden Aufgabe, für die Menschen da zu sein und auch jene anzusprechen, “die noch oder nicht mehr zu uns gehören”. Einen zentralen Ort bildeten dabei die Pfarreien. Ein Rückzug aus der Fläche komme deshalb nicht in Frage. Seelsorge finde aber nicht nur in den Pfarreigrenzen statt, sondern auch mit Angeboten wie dem von der Erzdiözese für 12,5 Millionen Euro finanzierten Trauerpastoralen Zentrum am Münchner Ostfriedhof. Mit seinen Angeboten wie etwa einem Café stehe dieses allen offen.

Laut dem Finanzdirektor belaufen sich die gesamten Erträge der Erzdiözese 2024 auf rund 921 Millionen Euro. Das seien 65 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Darunter fänden sich neben der Kirchensteuer auch staatliche Zuschüsse für den Betrieb von Schulen sowie 11 Millionen Euro für den Religionsunterricht an staatlichen Schulen und 19 Millionen Euro an Zuschüssen von Städten und Gemeinden für den Betrieb diözesaner Kindertagesstätten.

Aus den gesamten Erträgen sind Aufwendungen in Höhe von 836 Millionen Euro (Vorjahr: 885 Millionen Euro) finanziert worden, wie Reif ausführte. Der Löwenanteil sei mit 344 Millionen Euro für das Personal ausgegeben worden. Die Bilanzsumme betrage für 2024 rund 4 Milliarden Euro und habe sich gegenüber dem Vorjahr um 106 Millionen Euro erhöht.

Für 2025 plant die Erzdiözese mit Erträgen in Höhe von 845 Millionen Euro. Allerdings werden deutlich höhere Aufwendungen erwartet, nämlich 928 Millionen Euro. Zur Gegenfinanzierung will das Erzbistum wieder in die Rücklagen greifen. Die zu erwartende Kirchensteuer sei etwas niedriger angesetzt worden als 2024. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung kann laut Reif jedoch mit mehr gerechnet werden.