Trotz Kirchensteuer-Minus erzielt Erzbistum Köln einen Überschuss

Kirchenaustritte, weniger Einnahmen – doch noch stimmt die Kasse. Das Erzbistum Köln hat im vergangenen Jahr ein Plus von 5 Millionen Euro erzielt. Langfristig sind aber Einschnitte absehbar.

Obwohl das katholische Erzbistum Köln im vergangenen Jahr rund fünf Prozent weniger an Kirchensteuern eingenommen hat, hat es einen Jahresüberschuss von fünf Millionen Euro erzielt. Die Kirchensteuer-Einnahmen, mit mehr als 70 Prozent wichtigste Finanzierungsquelle der mitgliederstärksten deutschen Diözese, sanken gegenüber dem Jahr 2022 um 34 Millionen Euro auf 655 Millionen Euro. Das teilte Finanzchef Gordon Sobbeck am Dienstag bei der Vorlage des Finanzberichtes für das Jahr 2023 mit. Insgesamt gab die Erzdiözese 941,5 Millionen Euro für Seelsorge, Bildung und Caritas aus.

Sobbeck erwartet mittel- und langfristig weiter sinkende Mitgliederzahlen und rückläufige Erträge bei der Kirchensteuer. Dem Erzbistum gehörten im vergangenen Jahr 1,68 Millionen Mitglieder an. 2023 traten 40.913 Personen aus, 2022 rund 51.345.

Um eine Finanzlücke insbesondere wegen steigender Kosten bei Personal- und Gebäudeunterhaltung von 100 Millionen Euro im Jahr 2030 zu verhindern, muss nach den Worten des Finanzchefs gegengesteuert werden. An welchen Stellen konkret gespart werden soll, ließ er offen. Der entsprechende wirtschaftliche Rahmenplan werde derzeit erarbeitet. Kürzungen durch eine pauschale “Rasenmähermethode” solle es aber nicht geben. Stattdessen werde eine Budgetierung verschiedener kirchlicher Handlungsfelder angestrebt.

Das Vermögen des Erzbistums stieg im vergangenen Jahr den Angaben zufolge leicht um 1,4 Prozent auf 4,32 Milliarden Euro an. Die Eigenkapitalquote belaufe sich auf 64 Prozent. Laut Sobbeck sind die Mittel unter anderem in Wertpapieren oder Aktien angelegt und nicht komplett frei verfügbar. Ihnen stünden Verpflichtungen gegenüber, insbesondere für die Altersversorgung von 3.600 Personen und den Erhalt von Immobilien. Jetzt schon eingeplant sei ein Strukturbeitrag von 7,8 Millionen Euro bis 2030 zur finanziellen Unterstützung der ostdeutschen Diözesen.

An Missbrauchsopfer hat die Erzdiözese laut dem Finanzbericht seit 2020 rund vier Millionen Euro in Anerkennung des Leids oder als Schmerzensgeld gezahlt. Damit sei die erste für diesen Zweck gebildete Rückstellung bis auf rund eine Million Euro verbraucht. Für die folgenden fünf Jahre werde erneut eine Rückstellung in Höhe von 7,8 Millionen Euro gebildet – durch den Verkauf von Immobilien. Für die Zahlungen würden auch weiterhin keine Kirchensteuermittel verwendet.

Das Kirchensteuer-Minus von 5 Prozent nannte Sobbeck “einen deutlichen Einbruch”. Dennoch erwarte er auch für das laufende Jahr noch einen Jahresüberschuss und für 2025 allenfalls ein moderates Defizit. Das Erzbistum müsse aber den wachsenden Kaufkraftverlust kompensieren. In den kommenden Monaten werde in den Gremien beraten, welche Bereiche priorisiert werden und welche Aufgaben wegfallen können.

Eine große Herausforderung sieht Sobbeck bei den rund 5.000 Immobilien des Erzbistums. Sie ließen sich nicht alle auf Dauer finanzieren, zumal in den kommenden Jahrzehnten auch energetische Sanierungen anstünden. Im Bereich der Kita strebe die Erzdiözese die Bildung eines einzigen Trägers an, um die Verwaltung effizienter zu gestalten.