Trost in trostlosen Zeiten

Über den Predigttext zum Sonntag Lätare: 2.Korinther 1,3-7

Predigttext
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, 4 der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott. 5 Denn wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. 6 Werden wir aber bedrängt, so geschieht es euch zu Trost und Heil; werden wir getröstet, so geschieht es euch zum Trost, der sich wirksam erweist, wenn ihr mit Geduld dieselben Leiden ertragt, die auch wir leiden. 7 Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: Wie ihr an den Leiden teilhabt, so habt ihr auch am Trost teil.

Als hätte die Corona-Pandemie über zwei Jahre lang nicht schon genug Leid, Krankheit und Tod gebracht, erschüttern uns seit Ende Februar auch noch die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine. Menschen haben Angst, auch hierzulande. Sie brauchen Trost in trostlosen Zeiten. Da kommt der Predigttext für diesen Sonntag Lätare gerade recht. In den fünf Versen kommt „Trost“ und „trösten“ zehn Mal vor. Gott tröstet uns, damit wir andere trösten können. Das ist die zentrale Aussage. Doch wie tröstet Gott?

Trost durch Gottes Wort

Zuerst, doch nicht allein: durch sein Wort. Die Bibel ist voller Trostworte, ist ein Trostspender. Allein die Psalmen bieten viele Trostworte, allen voran der Psalm vom guten Hirten (Psalm 23 – Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln). 24 Worte aus den Psalmen, aufgedruckt auf Stickern, bietet ein kirchlicher Verlag als „Trostpflaster für die Seele“ an. Das ist eine pfiffige Verkaufsidee, aber immerhin: Ein wahrer Kern steckt drin. Gottes Wort kann trösten.

Trost durch menschliche Worte

Auch gute menschliche Worte können aufhelfen, ermutigen, trösten. Allerdings nicht solche Redensarten wie „Kopf hoch, es wird schon wieder!“ Das ist billiges Vertrösten. Trösten kann man nicht mal eben im Vorbeigehen.

Wenn man für das eigene oder für das fremde Leid keine Worte findet, sprachlos ist, dann ist es besser, auch sprachlos zu bleiben. Schweigeminuten sind ein Symbol für solidarisches Schweigen. Als Hiob schreckliche Qualen litt, besuchten ihn drei Freunde, saßen sieben Tage und Nächte bei ihm und sagten kein einziges Wort. Und doch sagten sie etwas: Wir sind an deiner Seite, wir teilen deinen Schmerz, wir sind dir nah. Beredtes Schweigen statt leerer Worte.

Trost durch helfende Tat

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ Das sagt Gott durch den Propheten seinem Volk (Jesaja 66, 13). Die Mutter braucht nicht viele Worte, wenn das weinende Kind seinen Kopf in ihren Schoß legt. Nähe, Zuwendung, Berührung – das genügt oft. Und das bei Erwachsenen genauso wie bei Kindern.

Zum Trösten kann auch die helfende Tat gehören. Wenn Jesus in seinen Abschiedsreden den Jüngern ankündigt, er wolle ihnen den Tröster, den Heiligen Geist, senden, meint er damit auch: Ich will euch den Fürsprecher, den Beistand, den Helfer senden. Andere als die Luther-Übersetzung der Bibel gebrauchen diese Begriffe. Trösten kann also ganz praktisch aussehen: konkrete Hilfe, rettende Tat. So hat die Ukrainische Bibelgesellschaft nicht nur Kinderbibeln verteilt, die in den Luftschutzkellern gefragt waren, sondern sie hat auch Lebensmittel und Hilfsgüter weitergegeben.

Mit Grundnahrungsmitteln hat Gott auch den Propheten Elia auf seiner Flucht in der Wüste versorgt. Ein Engel brachte dem lebensmüden Gottesmann Brot und Wasser: „Steh auf und iss!“ Essen kann tröstend wirken: „Nun iss erst mal was!“ Das ist ein tröstender Rat, vor allem, wenn auch gleich etwas zu essen angeboten wird.

Nach Beerdigungen ist es oft üblich, sich zum Kaffeetrinken zu treffen. Nach dem tröstenden Wort bei der Trauerfeier nun Kaffee und Kuchen im Gasthaus. Trost für Leib und Seele.

Auf die tröstende Kraft der Musik hat Elke Stricker vor drei Wochen im „Angemerkt“ hingewiesen. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das Stück aus dem Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn Bartholdy: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ (Psalm 91,11). Musik kann eine tröstende und sogar heilende Wirkung entfalten, egal ob klassische oder auch populäre Musik.

Nicht zuletzt ist das Beten eine Quelle des Trostes. Man kann Gott sein Herz ausschütten, mit eigenen oder mit geliehenen Worten aus den Psalmen oder dem Gesangbuch. Und wenn die Worte fehlen und wir sprachlos sind? Auch vor Gott können wir schweigen, einfach warten und auf seine Stimme hören.

Trost in trostlosen Zeiten. Es gibt ihn, auf mancherlei Weise. Gott sei Dank.