Für eine möglichst frühe psychosoziale Versorgung von Kindern nach traumatischen Erlebnissen wirbt der psychotherapeutische Leiter der Aetas Kinderstiftung, Simon Finkeldei. „Wir stellen immer wieder fest, wie wichtig das ist, damit sich Störungen gar nicht erst manifestieren“, sagte der Psychologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch Kitas seien mit der Frage konfrontiert, wie sie in Krisensituationen gut reagieren könnten: „Wenn Kita-Teams lernen, mit Krisen gut umzugehen, ist das eine direkte Hilfe für die Kinder.“ Diese bräuchten gerade „in schwerer See Leuchttürme, die den Weg weisen“, so Finkeldei.
Bei Todesfällen in der Familie beispielsweise müssten die Erzieherinnen ihre eigene Betroffenheit und die der Kinder gleichzeitig berücksichtigen. „Eine Mutter ist gestorben, das Kind kommt ein paar Tage nicht in die Kita: Was machen wir jetzt mit dem freien Platz im Morgenkreis? Können wir eine Kerze für die Familie anzünden? Wie begrüßen wir das Kind, wenn es zum ersten Mal wieder kommt?“, schilderte Finkeldei ein mögliches Szenario.
Wenn ein Team in einer Krise an seine Grenzen komme, sei es hilfreich, externe Unterstützung anzufordern. „Wir schauen dann: Wer braucht was? Was brauchen die Leuchttürme im Team, um wieder stabiler zu werden? Wie kriegen wir diesen Tag strukturiert?“ Das große Plus von Kitas sei ihre starke Tagesstruktur: „Das gibt den Kindern Halt und Sicherheit.“ Nach der Akutsituation könne man in den Folgetagen über das weitere Vorgehen nachdenken. Manchmal sei es sinnvoll, die anderen Gruppen in der Einrichtung zu informieren, weil sie die Familie auch kannten, oder einen Infoabend zu veranstalten, wenn zum Beispiel eine Erzieherin verunglückt sei. Der Bedarf sei am Ende „von Fall zu Fall und von Einrichtung zu Einrichtung unterschiedlich“, sagte der Traumaexperte.
Die Aetas Kinderstiftung war Partner beim ersten Münchner Fachtag zum Thema „Krisenintervention in Kitas“, den das Dekanat München, die Erzdiözese und die Landeshauptstadt Mitte Oktober veranstaltet hatten. 130 Erzieherinnen waren dazu in die Münchner Markuskirche gekommen. Die Aetas Kinderstiftung versorgt im Jahr nach eigenen Angaben rund 500 „Systeme“ im Ausnahmezustand – von der Familie über die Kita bis zum Teenager mit der besten Freundin. (3331/26.10.2025)