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Trauerclownin: So lässt sich der Tod aus der Tabuzone holen

In Deutschland gibt es nur eine Handvoll von ihnen. Trauerclowns verbinden zwei Bereiche, die auf den ersten Blick kaum zusammenpassen: den Tod und den Humor. Worauf es dabei ankommt.

Hospize sind nicht nur Orte der Trauer: Das beobachtet Kathrin Thiemann, die nach langjähriger Arbeit auf einer Palliativstation inzwischen als Trauerclownin tätig ist. “Es wird viel gelacht in Hospizen”, sagte sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ihr sei es wichtig, Humor in den Umgang mit Tod und Sterben einzubringen: “Wir alle sind schnell verunsichert durch das Thema Tod”, so Thiemann. Aber: “Sterben ist das, was wir alle am Ende tun werden.”

Als Trauerclownin war die 64-Jährige nach eigenen Worten bislang vor allem auf Jahres-Trauerfeiern im Einsatz. Für private Bestattungen habe sie bereits Vorgespräche geführt. In ihrem pantomimischen Spiel gehe es um eine positive Rückschau auf das Leben der verstorbenen Person: Sie wolle darstellen, “was diesem Menschen gelungen ist und womit er Spuren in den Herzen der anderen hinterlassen hat.”

Hierzulande sei der Umgang mit Tod und Sterben “von einer großen Ernsthaftigkeit geprägt”, sagte Thiemann. Daher gebe es in Deutschland nur ein paar wenige Trauerclowns. “In den Benelux-Staaten ist die Idee weiter verbreitet”; auch sie selbst habe von einer niederländischen Clownin davon erfahren.

Wichtig sei, die trauernden Menschen genau zu beobachten und darauf zu achten, was sie brauchten, erklärte die Trauer-Expertin. Daher sehe ihre Figur “Rita Remember” auch weniger aus wie ein typischer Clown, sondern trage einen langen schwarzen Mantel, einen eleganten Hut und eine rote Nase. “Ich verzichte bewusst auf starke, übertriebene Schminke, die einige Clowns sonst auszeichnet. Wenn die Mimik schwer erkennbar ist, haben manche Menschen Angst vor ihnen. Mein Publikum soll sich auch niemals veräppelt fühlen.”

Eine Chance des pantomimischen Erinnerns liege darin, dass alle Anwesenden “ihre ganz eigenen Erinnerungen an die verstorbene Person herauslesen” könnten, sagte Thiemann weiter. In Kliniken habe sie zudem die Erfahrung gemacht, dass Humor schwerkranken Menschen “einfach mal Abstand schenken” könne – und vielleicht eine neue Perspektive.