Trainieren für den Ernstfall

Anfang September probten Marine, Feuerwehr und Rettungsdienste den Ernstfall mit havarierten Schiffen und etlichen Verletzten, auch vier Militärseelsorger waren mit dabei: Wie geht ein Militärseelsorger im Einsatz mit verletzten Soldatinnen und Soldaten um, was ist für ihn zu beachten?

Großeinsatz im Kieler Hafen von Marine, Feuerwehr und Rettungsdienst
Großeinsatz im Kieler Hafen von Marine, Feuerwehr und RettungsdienstMichael van Engelen

Kiel. Es hat gekracht. Zwei Kriegsschiffe haben sich ineinander verkeilt. Menschen schreien, Blut breitet sich aus. Es ist eine Übung, aber alles sieht sehr realistisch aus.

Einmal im Jahr trainiert die Marinesanität eine solche Großschadenslage. Über 30 Männer und Frauen sind geschminkt worden. Alle wissen genau, wie sich ihr Verletzungsmuster entwickelt. Nach und nach werden sie an den richtigen Stellen ins Spiel gebracht. Die Schiffsführung braucht einen Überblick. Was ist wo passiert? Der militärische Auftrag muss weiter ausgeführt werden. Wenn die ganze Einheit verloren geht, ist alle Mühe umsonst.

Durch die Lautsprecher kommen Befehle. Das Wichtigste zuerst. Auf dem Verbandsplatz kommen die ersten Verwundeten an. Auch hier sind die Mittel knapp. Die Sanitätsmeisterin hat vier Helfer. Die haben aber auch andere Aufgaben. Heute hat sie auch einen Pfarrer dabei. Die Leichtverletzten müssen weg vom Verbandsplatz. Es braucht Platz für die schweren Fälle. Neben dem Verbandsplatz ist die Kammer des Ersten Wachoffiziers. Eine Soldatin mit einer verbrannten Hand und jemand mit einem glatten Armdurchschuss kommen auf zwei Stühle. Der Pfarrer sitzt dazwischen auf dem Fußboden.

Atmen die beiden noch? Wirkt das Schmerzmittel? Er redet mit beiden. Wer redet, ist bei Bewusstsein und atmet. Als die Schmerzen wieder zunehmen, organisiert er eine neue Dosis. Die Sanitätsmeisterin hat den Kopf frei für die schwere Bauchverletzung. Der Zustand ist kritisch, und der Darsteller spielt perfekt.

Schiffe können in den sicheren Hafen einlaufen

Auf dem kleinen Minenjagdboot gibt es acht Verletzte. Das ist für das Team eine Herausforderung. Alle sind gut ausgebildet. „Hier wäre heute keiner gestorben“, sagt ein Beobachter anerkennend.

Endlich können die Schiffe einen sicheren Hafen anlaufen. Der Militärpfarrer bringt die beiden Leichtverletzten an Land. In einem Zelt übernimmt der zivile Rettungsdienst. Während des kurzen Übergabegesprächs kommt die Sanitätsmeisterin mit der „schweren Bauchverletzung“. Der Soldat ist stabilisiert und spielt seine Rolle immer noch sehr überzeugend. Er wird sofort in ein Krankenhaus gefahren. Dann ist die Übung vorbei.

Manöverkritik, auch bei der Militärseelsorge. Was ist die Aufgabe eines Pfarrers in einem solchen Szenario? Abends gibt die Militärseelsorge Würstchen und Getränke für alle aus. Die Gespräche gehen weiter. Nächstes Jahr wird es wieder knallen, zur Übung. Sicher ist, solche Schadenslagen kann man nicht genug üben.