Traditionsreiche Schnupftabakfabrik stellt Betrieb ein

Deutschlands nach eigenen Angaben ältester Schnupftabakhersteller, die Gebrüder Bernard GmbH, stellt nach Informationen des Bayerischen Rundfunks Mitte Mai den Betrieb ein. Das in Sinzing bei Regensburg ansässige Unternehmen könne die dritte EU-Tabakrichtlinie, nach der ab 20. Mai auch für Schnupftabak die Lieferkette genau dokumentiert werden müsse, nicht mehr umsetzen, habe das Unternehmen am Mittwoch als Grund angegeben. Derzeit stellt die Manufaktur Bernard noch etwa 70 Produkte her, darunter den bekannten Regensburger Schnupftabak „Schmalzlerfranz“, eines der ältesten Markenzeichen aus dem Jahr 1844.

Gegründet wurde der Schnupftabakhersteller im Jahr 1733 als „Fürstlich Isenburgsche privilegierte Schnupftabakfabrik“ im heute hessischen Offenbach am Main von Johann Nikolaus Bernard (1709-1780). Damit war das Unternehmen nach eigenen Angaben die erste Tabakfabrik in Deutschland. Zuvor war Tabak aus England, den Niederlanden und Spanien eingeführt worden. 1812 gründete das Unternehmen Bernard aus zollrechtlichen Gründen eine Zweigniederlassung mit Fabrikation in Regensburg. Dieser Betrieb im Zanthaus an der Gesandtenstraße war bis 1999 in Betrieb. Bis zu 350 Menschen arbeiteten in dieser Fabrik.

Heute ist in den früheren Räumen das städtische Museum „Document Schnupftabakfabrik“ untergebracht, in dem ein Stück Regensburger Industriegeschichte zugänglich gemacht wird. Ein Mahlwerk zum Zerkleinern und Mischen von Tabak und ein Stampfwerk sind dort zu besichtigen. 1999 wurde die heute noch weitgehend per Handarbeit vorgenommene Produktion in den Regensburger Vorort Sinzing verlagert. (00/0772/06.03.2024)