Tipp von Vogelschützern: Jetzt den Zug der Kraniche beobachten
Tierfreunde aufgepasst: In den nächsten Tagen dürften viele Kraniche über Bayern hinweg gen Süden fliegen. Das teilte der bayerische Naturschutzverband LBV am Mittwoch im mittelfränkischen Hilpoltstein mit. „Die Großvögel ziehen mit einer Geschwindigkeit von 50 bis 70 Kilometern pro Stunde und sind aufgrund ihrer V-förmigen Formation und den trompetenartigen, melancholischen Rufen leicht zu erkennen“, hieß es. Vor allem entlang von Isar, Lech und Würm stünden die Beobachtungschancen gut. Diese noch junge südliche Route entlang der Donau nutzten Kraniche, die vom größten europäischen Rastplatz im ungarischen Nationalpark Hortobagy kämen.
Warum sich diese neue Zugroute so etabliert hat, ist laut LBV nicht eindeutig zu erklären. „Die derzeit über Bayern zu beobachtenden Kraniche kommen über den baltisch-ungarischen Zugweg von Ungarn über Österreich, queren Südbayern in west-südwestlicher Richtung und fliegen weiter entlang der Alpen, um schließlich in der Camargue im Süden Frankreichs zu rasten“, so der Verband weiter.
Kraniche orientierten sich bei ihrem Zug an Landmarken wie Flüssen und Berggipfeln. Sie zögen bevorzugt bei Hochdruckwetter, da sie dann von östlichen Winden getragen würden und Kraft sparen könnten. Die kräftigen und erfahrenen Tiere flögen an der Spitze, gefolgt von Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Bedingungen könnten die bis 1,30 Meter großen grauen Vögel mit dem markanten roten Kopffleck ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Durch Bayern zögen die meisten Kraniche zwischen Mitte Oktober und Mitte November.
Dass es wieder Kraniche über Bayern zu sehen gibt, ist jahrzehntelangen Schutzbemühungen zu verdanken, durch die sich die Bestände in ganz Europa erholt haben, wie es weiter hieß. Demnach gibt es in Bayern heute etwa 30 Paare, bundesweit rund 11.000. Um den Kranich langfristig zu erhalten, sei besonders der Schutz von Feuchtgebieten essenziell.
In der griechischen Mythologie war der Kranich den Gottheiten Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er galt als Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und als „Vogel des Glücks“. In der chinesischen Mythologie gab es zudem die Annahme, taoistische Priester würden sich nach ihrem Tod in einen Kranich verwandeln und die Seelen Verstorbener würden auf dem Rücken von Kranichen gen Himmel getragen.