„Tiny-Music-Church“: Wenn Kirche zu den Menschen kommt

Eine Kirche, die zu den Menschen in die Wohnviertel kommt. Groß genug für einige Kirchenbesucher. Und doch so klein wie ein „Tiny-House“ auf Rollen. „Tiny-Music-Church“ heißt das Projekt, das der Evangelische Kirchenbezirk Karlsruhe-Land auf dem 3. Badischen „Tag der Kirchenmusik“ am 9. März in Ettlingen (Kreis Karlsruhe) vorstellt.

„Die Kirche steckt im Morast“, sagte die Initiatorin der kleinen Holzkirche, Anke Nickisch aus Ettlingen, Bezirkskantorin im Kirchenbezirk Karlsruhe-Land, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Innerhalb der Kirche gebe es zurzeit viele Umbrüche. Sie habe etwas „nach vorne bringen wollen“, erinnert sich die Kantorin.

Konkret wollte die Leiterin verschiedener Chorprojekte Kirchenmusik auf die Straße bringen. Dazu entwarf sie die 2,50 Meter breite und sieben Meter lange „Tiny-Music-Church“. Innen sollten etwa acht Personen Platz finden, außen böte die moderne Holzkirche eine Bühne für Aktionen vor Ort.

Stellplätze könnten Waldweihnachten, Weihnachtsmärkte oder auch Wohngebiete mit Familien und Kindern sein, berichtet Nickisch über ihre Pläne. Musikalisch denke sie an ein breites Spektrum von Musik, vor allem zum Mitmachen: von Percussion über Gospelworkshops, Konzerten in kleiner Besetzung, Familien- und Abendliedersingen bis hin zu musikalischen Flashmobs.

„Ich glaube, viele haben einen sehr engen Begriff von Kirchenmusik“, sagt sie. Neben Orgelmusik und großer Chorarbeit gebe es noch vieles andere zu entdecken.

Kirchenmusik sei alles, was eine Möglichkeit zur Begegnung mit Gott eröffne. Wo Lobgesang und Lebensfreude genauso Platz finden wie Klage und Not, betont die Kantorin. Musik transportiere das Evangelium auf „allerbeste Weise“, ist sie überzeugt und ergänzt: „Wir sehnen uns danach, emotional angesprochen zu werden.“

Zwei Architekten entwerfen aktuell den Plan für das Sakralgebäude in Miniatur, Kirchenfenster und Kerzenschale inbegriffen. Es soll auch ein Raum entstehen, der „einlädt zum Gespräch und Gebet“. Auch eine „Stunde allein mit Gott“ sei darin möglich, ebenso „Andachten ‚to go‘ morgens um sieben für die Menschen, die zur Arbeit gehen“, schweben Nickisch vor.

Rund 100.000 Euro wird die bewegliche, kleine Kirche voraussichtlich kosten. Spender werden noch gesucht. Die Evangelische Landeskirche in Baden (Karlsruhe) unterstützt und finanziert das Projekt mit. Wenn alles gut laufe, so Anke Nickisch, könne im Frühjahr 2025 die „Tiny-Music-Church“ an den Start gehen. (0522/08.03.2024)