Tierische Sonderschau – Textilmuseum zeigt Geschöpfe aus Bast
„Tiere im tim!“ heißt die neue Sonderausstellung im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg. Das Haus, das sich kurz tim nennt, widmet sich unter diesem Titel Kunsthandwerk aus Bast, einem pflanzlichen Faserstoff zum Binden und Flechten. Es zeigt vom 17. November bis 28. Juli 2024 rund 600 textile Tierdarstellungen der Münchner Künstlerin und Unternehmerin Else Stadler-Jacobs (1899-1997). Unter den präsentierten Wesen sind „Krokodile, Tiger, Pinguine und viele Arten mehr“, wie es in der Ankündigung vom Mittwoch heißt.
Für Stadler-Jacobs spielten demnach Tiere als künstlerisches Motiv von Beginn an eine zentrale Rolle. „Ihre Tierdarstellungen zierten Stoffe und Kissenbezüge und sie entwarf textiles Spielzeug, das sie als freie Kunstgewerblerin auf Messen verkaufte. Der große Erfolg stellt sich ein, als sie erstmals 1927 mit Bast als Werkstoff Tiere zur Dekorationszwecken gestaltet.“ Bereits 1930 sei ihr Auftragsbuch mit Bestellungen aus Europa und den USA so gut gefüllt gewesen, dass sie sich ausschließlich auf ihre „Bastowerkstatt“ konzentriert habe. Unter diesem Namen habe sie ihre Werke bis in die 1970er Jahre weltweit verkauft.
„Um Basttiere in größerer Anzahl manuell herstellen zu können, beschäftigte Else Stadler-Jacobs von Beginn an Heimarbeiterinnen“, so das Museum weiter. „Besonders in der Nachkriegszeit stellte dieses anspruchsvolle Kunsthandwerk für viele Frauen eine willkommene Erwerbsmöglichkeit dar.“
Museumsdirektor Karl Borromäus Murr sagte, Stadler-Jacobs‘ Werk sei in seiner Fülle und Originalität einmalig. „Im Laufe der Jahre gestaltete sie über 100 heimische und exotische Tierarten aus farbigem Bast in unterschiedlichsten Größen – vom zwei Zentimeter kleinen Küken bis zur zwei Meter hohen Urwald-Szenerie.“ Mit Humor, Schöpfergeist und viel Liebe zum Detail habe sie ihre ganz persönliche Tierwelt erschaffen. Diese trete nun in der Sonderschau mit Objekten der tim-Dauerausstellung in einen augenzwinkernden Dialog.