Ob Taylor Swift oder Bob Dylan: Manche Songs trösten ganze Generationen. Eine Psychotherapeutin erklärt, wie das funktioniert. Sie hat außerdem einen Tipp, wie besondere Lieder sogar Streit lösen können.
Gemeinsam ein altes Lied hören – das kann nach Worten einer Psychotherapeutin in schwierigen Beziehungsmomenten helfen. Das gelte vor allem für Songs, die man zu Beginn der Beziehung gern zusammen gehört habe, sagte Perrine Moran im Interview der Zeitschrift “Psychologie Heute” (November-Ausgabe). So stoße man mitunter wieder auf ein Gefühl, “das noch da, aber verborgen ist”. Eine andere Möglichkeit sei Paartanz: “Wenn man gemeinsam tanzt, muss man auf den anderen Körper hören, wie er sich bewegt, wie man führt und folgt.”
Grundsätzlich sei Musik ein “starkes emotionales Werkzeug”, erklärte die Expertin. Sie helfe Menschen dabei, mit sich selbst in Verbindung zu treten und könne überwältigenden Gefühlen eine Form und einen Ausdruck verleihen. “Lieder können eine kathartische Wirkung haben. Wenn uns zum Beispiel ein Lied zum Weinen bringt, kann das ein Weg sein, eine Situation zu meistern, über die wir keine Kontrolle haben, wie etwa einen Verlust oder wenn wir verlassen worden sind.” Viele Menschen erlebten dies als tröstlich.
Zugleich berührten bekannte Songs auch deshalb, “weil sie Gefühle ausdrücken, die viele kennen. Wenn wir sie hören, denken wir oft: Das bin ich. Gleichzeitig wissen wir, dass viele andere genau dieses Lied auch hören”, sagte Moran. Dies vermittle Menschen die Sicherheit, nicht allein zu sein und sich für eine bestimmte Situation oder eine emotionale Lage nicht schämen zu müssen.
Auch könne Musik eine Verbindung zu frühen emotionalen Erfahrungen schaffen – und Erwachsene ebenso berühren, wie es Kinder mit Schlafliedern erlebten. Daher werde auch die Verbindung zwischen Musik und Psychotherapie inzwischen ernster genommen, sagte die Autorin des Buchs “Love Songs. Listening to Couples”, in dem sie beschreibt, wie Konflikte zwischen Paaren in ihrer Therapie sie an bestimmte Lieder erinnert haben.