Therapeut: Glaube als persönliche Ressource von Patienten nutzen

Der Glaube kann für Menschen mit psychischen Erkrankungen eine wichtige Ressource sein: Darauf weist der Psychotherapeut und Theologe Frank-Gerald Pajonk hin. Therapeuten und Mediziner sollten „Menschen da abholen, wo sie stehen“ – und persönliche Hintergründe in die Behandlung einbeziehen, sagte Pajonk am Montag im Deutschlandfunk. Dann sei etwa eine Verhaltenstherapie wirksamer, als wenn ein standardisiertes Programm „steril“ absolviert werde.

Menschen mit einer stabilen, stärkenden Spiritualität neigten weniger zu psychischen Erkrankungen – diejenigen mit einem eher negativen Gottesbild litten indes eher mehr darunter. Dies betreffe vor allem Gläubige mit einer engen und rigiden Moralvorstellung, die nicht wirklich zu ihnen passe, erklärte Pajonk. Insofern hänge ein mögliches Zusammenspiel von Spiritualität und Therapie von unterschiedlichen Faktoren ab.

Für ihn gehöre beides zusammen, fügte der Wissenschaftler hinzu, der einige Jahre als Benediktinermönch gelebt hat. Er sehe es als Pflicht des Menschen, mit Psyche, Seele und Körper sorgsam umzugehen. – Pajonk lehrt Psychiatrie an der Technischen Universität München; zudem ist er Ärztlicher Direktor der Praxis Isartal am Kloster Schäftlarn und Gastprofessor an der päpstlichen Universität Gregoriana.