Theologin: Evangelische Kirche in Bayern braucht Frauenquote

Im Frühjahr 2023 scheiterte sie knapp bei der Landesbischofswahl. Nun kritisiert die evangelische Theologin Nina Lubomierski ihre Kirche hart – und das gleich in mehrfacher Hinsicht.

Die evangelische Theologin Nina Lubomierski fordert von der evangelischen Landeskirche in Bayern eine Frauenquote und eine verstärkte Integration von Minderheiten. Im Blick auf Berufungsverfahren in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern sagte Lubomierski der Mediengruppe “Straubinger Tagblatt”/”Landshuter Zeitung” am Sonntag: “Diese Verfahren sind nicht transparent. Außer dem Berufungsausschuss weiß niemand, wer sich auf Stellen bewirbt – Männer und Frauen? Es liegt auch kein klares Anforderungsprofil für die jeweilige Stelle vor.” Lubomierski mahnte: “Ohne die Einführung einer Frauenquote wird sich in unserer Landeskirche nichts ändern.”

Die Landshuter Dekanin ergänzte, überdies müssten strukturelle Nachteile für Frauen beseitigt werden. “Auch in der evangelischen Kirche gibt es viel zu wenig Teilzeit- und Jobsharing-Modelle.” Zudem brauche es Diversity- und Gleichstellungsbeauftragte in jedem Verfahren.

Lubomierski erklärte, Frauen wanderten in andere Bereiche ab, weil sie in der bayerischen Landeskirche keine Chance sähen. “In andere Landeskirchen, zur Diakonie, zu Hilfsorganisationen oder an Universitäten. Übrigens ist die bayerische Pfarrerin Beate Hofmann sogar die Bischöfin einer anderen Landeskirche, nämlich der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.”

Die Kirche müsse sich auch fragen, ob sie insgesamt divers genug sei, fügte Lubomierski an. “Die Kirche hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. In den meisten evangelischen Kirchengemeinden hängt ein Plakat mit der Aufschrift ‘Wir sind bunt und vielfältig’. Das bilden wir aber schlichtweg nicht ab. Nicht bei den Hauptamtlichen und auch nur begrenzt bei den vielen Ehrenamtlichen.” Die Theologin mahnte: “Auch an der Basis, in der Kerngemeinde, müssen wir vielfältiger werden. Jede Kirchengemeinde und selbstverständlich auch jede Kirchenleitung sollte sich dieser Kritik stellen.” Es gehe um Repräsentanz.

Für einen Bewusstseinswandel müsse die Landeskirche zuerst anerkennen, dass sie ein Problem habe. “Das sehe ich im Moment nicht. Ich sehe eine mangelnde Annahme von Kritik. Kritik wird oft weggelächelt, beiseite gewischt oder personalisiert.”

Lubomierski war im März 2023 zur Landesbischofswahl angetreten. Sie scheiterte knapp gegen den aktuellen Amtsinhaber Christian Kopp.