Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer gestorben
Friedrich Schorlemmer ist tot. Mit seinem Namen verbindet sich vor allem die Aktion “Schwerter zu Pflugscharen” beim Kirchentag 1983 in Wittenberg. Der 80-jährige litt zuletzt an Demenz und lebte zurückgezogen in Berlin.
Der Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer ist tot. Er starb bereits am Sonntag im Alter von 80 Jahren in Berlin, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag auf Nachfrage aus dem Umfeld Schorlemmers erfuhr. Zuerst hatte die mitteldeutsche Kirchenzeitung “Glaube+Heimat” darüber berichtet. Vor gut zwei Jahren gab Schorlemmer seine Demenz-Erkrankung bekannt und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Zuletzt lebte er in einem Pflegeheim in Berlin.
Schorlemmers spektakuläre Aktion “Schwerter zu Pflugscharen” beim Kirchentag 1983 in Wittenberg war ein Meilenstein der DDR-Friedensbewegung und machte den evangelischen Oppositionellen international bekannt. 1989 gehörte er zu den Mitbegründern der Partei “Demokratischer Aufbruch”. 1993 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als kritische Stimme meldete sich Schorlemmer immer wieder in gesellschaftspolitischen und kirchlichen Debatten zu Wort.
Schorlemmer kam 1944 als Sohn eines Pfarrers im brandenburgischen Wittenberge zur Welt. Nach dem Theologie-Studium folgten erste Stationen als Jugend- und Studentenpfarrer in Merseburg. 1978 wechselte er nach Lutherstadt Wittenberg, zunächst als Dozent am dortigen Predigerseminar, ab 1992 als Studienleiter der Evangelischen Akademie.
Schorlemmer gehörte zu den Gegnern des Militäreinsatzes im Afghanistankrieg ab 2001 und des Irakkriegs ab 2003. Seit 2009 war er Mitglied im globalisierungs-kritischen Netzwerk Attac. Kirchliche Aufmerksamkeit erregte 2017 seine Streitschrift “Reformation in der Krise”, in der er eine ernüchternde Bilanz des evangelischen Reformationsjubiläums zog.